Hotels sind in der Preispolitik wieder frei
09.06.2022 Tourismus, Volkswirtschaft, Destination, Hotellerie / GastronomieNach sechsjährigem Kampf gewinnt die Hotelbranche ihre unternehmerische Freiheit zurück. Auf ihrer Website dürfen die Hotels die Zimmer wieder zu günstigeren Preisen und besseren Konditionen anbieten als auf Online-Buchungsplattformen.
Mit dem Entscheid des Ständerates vom 8. Juni können Beherbergungsbetriebe auf ihrer eigenen Website günstigere Preise und bessere Konditionen für ihre Zimmer anbieten als auf den Online-Buchungsplattformen, schreibt HotellerieSuisse in einer Medienmitteilung. HotellerieSuisse freue sich nach langem politischem Engagement, dass nun auch in der Schweiz wieder ein freier und fairer Wettbewerb zwischen Hotels und Buchungsplattformen entstehen kann. Davon profitierten sowohl die Hotels als auch die Gäste.
Wieder freie Preis-, Angebots- und Konditionsgestaltung
Nach dem Nationalrat hat sich nun auch der Ständerat mit 38 zu 7 Stimmen klar für ein Verbot sämtlicher Paritätsklauseln ausgesprochen. Das Parlament schiebt damit den Knebelverträgen einen Riegel, welche Buchungsplattformen aufgrund ihrer enormen Marktanteile den Beherbergungsbetrieben faktisch aufzwingen konnten. Folgerichtig werden nicht nur die Preisparitätsklauseln, sondern auch die Angebots- und Konditionenparitätsklauseln in den Verträgen zwischen Online-Buchungsplattformen und Beherbergungsbetrieben verboten. Das Verbot wird in einem neuen Artikel im Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verankert.
Win-win-Situation für Hotellerie und Gäste
Durch das Verbot aller Paritätsklauseln könne die Hotellerie die Preisstrategie wieder selber bestimmen, sagt Christof Huber, Präsident Hotelierverein Gstaad-Saanenland. Es werde wieder möglich sein, Angebote zu den besten Konditionen auf der hoteleigenen Website zu publizieren und so den wichtigsten Vertriebskanal zu stärken. «Dies ermöglicht uns wiederum mehr Investitionen in neue, digitale und analoge Vertriebskanäle zu tätigen», sagt er. Wenn die Gäste direkt im Hotel buchen, müssen die Beherbergungsbetriebe den Buchungsplattformen keine Kommission bezahlen und können die gesparten Gelder anderweitig einsetzen.
Neben dem Preis erhalten die Hotels aber auch ihre unternehmerische Freiheit über Konditionen und Verfügbarkeiten zurück und können so ein differenziertes Angebot unterbreiten. Wie die Erfahrung der Nachbarländer bereits zeige, profitierten davon vor allem die Gäste. «Für Kundinnen und Kunden ist es immer ein Vorteil, wenn der Wettbewerb spielt. Wichtig ist, dass Hoteliers und Hotelièren die Hoheit über die gesamte Preisgestaltung haben. Nur so können sie bessere Angebote machen als die Buchungsplattformen», sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotellerie-Suisse. Christof Huber ergänzt, dass die Gäste beim Buchen auf den hoteleigenen Vetriebskanälen wie beispielsweise der Website den bestmöglichen Preis erhielten. «Das Vergleichen von Angeboten auf verschiedenen Online-Plattformen entfällt damit», sagt er.
Langer Kampf
Seit sechs Jahren kämpfe die Branche gegen die marktbeherrschende Stellung von Online-Plattformen und für einen freien und fairen Wettbewerb, so die HotellerieSuisse. Auch der Hotelierverein Gstaad-Saanenland habe sein Möglichstes getan, um ein positives Ergebnis in Bundesbern zu erzielen, so Huber. «Wir haben Politiker kontaktiert und ihnen unsere Haltung nähergebracht. Daher sind wir mit dem Ausgang der Abstimmung im Nationalrat sehr zufrieden.» Mit dem Entscheid im Bundeshaus sei die Motion Bischof, auch «Lex Booking» genannt, wirklich umgesetzt worden.
Aufhebung eines Standortnachteils
Mit ihrem Entscheid steht die Schweiz nicht allein da. Nachbarländer wie Frankreich, Italien und Österreich kennen bereits ein gesetzliches Verbot aller Paritätsklauseln. Auch in Deutschland gelten die vordiktierten Klauseln in Folge von Gerichtsurteilen als kartellrechtswidrig. Der Entscheid des Parlamentes behebt folglich auch einen Standortnachteil der Schweizer Hotellerie und macht den gesamten Tourismusstandort Schweiz im internationalen Kontext wettbewerbsfähiger.
BLANCA BURRI/PD