«Es is halt emal so – einmal is Schluss»

  22.08.2022 Kultur, Gesellschaft, Tradition, Gstaad, Tourismus, Konzert

Am vergangenen Donnerstagabend hat Werner Frey im Le Grand Chalet in Gstaad sein Abschiedskonzert gegeben. Während über 30 Jahren hat der gebürtige Bayer, der seit vielen Jahren in Kanada wohnt, jeweils in den Sommermonaten in unserer Region Zitherund Alphornkonzerte gegeben.

ANITA MOSER
Am Sonntag, 14. August hat Werner Frey seinen 85. Geburtstag gefeiert – mit einem Konzert in der katholischen Kirche in Gstaad. Ein paar Tage später hat er im Le Grand Chalet – seiner zweiten Heimat über viele Jahre während der Sommermonate – sein Abschiedskonzert gegeben. Ohne Wehmut – zumindest war diese nicht spürbar. «Es is halt emal so – einmal is Schluss», sagte der gebürtige Bayer zum Abschied vor Stammgästen, einheimischen Freunden und Fans.

Ein Zufall führte den Bayer nach Gstaad
Anfang der 1990er-Jahre sind seine Zitherklänge erstmals im Grand Chalet erklungen. Die Sehnsucht nach den Bergen habe ihn nach Gstaad geführt, erzählte er im Interview mit Franz Rosskogler, dem ehemaligen Direktor des Hauses, und Pedro Ferreira, Gastgeber und Co-Direktor des Viersternehotels. «Ich hab gedacht, ich frage in Gstaad an, wenn das nichts wird, versuche ich es in Zermatt und St. Moritz.» Und in Gstaad habe er auf Anhieb ein Engagement bekommen. Er habe im Hotel Palace angerufen und per Zufall habe Herr Scherz senior den Anruf entgegengenommen. Dieser habe gesagt: «Einen Zitherspieler können wir nicht brauchen. Aber ich empfehle Ihnen, mit dem neuen Hotel Le Grand Chalet Kontakt aufzunehmen.» Das habe er gleich gemacht und es habe sofort geklappt. «So bin ich hierhergekommen.»

Ein «Kuss» von der Kuh
Gerne erzählte er den Anwesenden auch sein schönstes Erlebnis hier im Saanenland. Er habe mit «dem Franz» und Gästen eine Tour gemacht. «Der Franz hat einen Rucksack getragen mit Getränken und Essen, ich einen mit der Zither. Auch habe ich noch das Alphorn auf der Schulter getragen.» Auf einer Wiese hätten sie Pause gemacht und er habe Alphorn gespielt. «Stellen Sie sich vor, wie die Kühe mein Alphorn gehört haben, haben die sich alle umgedreht und sind langsam nähergekommen.» Dann habe er die Zither ausgepackt und gespielt. «Die Kühe sind noch nähergekommen und die haben mich sogar geküsst…», erzählte er. Franz Rosskogler hat den «Kuss der Kuh» damals auch fotografisch festgehalten.

Freude bereiten als Hauptmotivation
Werner Frey hat nicht nur im Le Grand Chalet Konzerte gegeben, sondern auch in Kirchen und in Altersheimen. Freude bereiten sei seine Hauptmotivation, betonte er auf die entsprechende Frage. «Ich habe gerne Freude bereitet, aber es hat auch mir eine Freude gemacht, weil ich spielen durfte.»

Der Bayer-Kanadier hat auch vor Prominenten gespielt. Im Grand Chalet vor Margaret Thatcher, der «eisernen Lady», wie sie genannt wurde (sie war von 1979 bis 1990 Premierministerin des Vereinigten Königreiches) und einmal sogar für den amerikanischen Präsidenten Gerald Ford – dies allerdings in Colorado. «Das ist schon lange her, aber unvergessen.»

Per Zufall nach Kanada
Das Leben von Werner Frey scheint von Zufällen geprägt. Er kam per Zufall nach Gstaad, hat seine Frau Maria, eine gebürtige Portugiesin, per Zufall an einem Konzert in Zermatt kennengelernt – sie war dort Zuhörerin. Und der Zufall stand auch Pate bei der Auswanderung nach Kanada. «Ein Zufall, nur ein Zufall hat es ergeben, dass ich nach Kanada gegangen bin», erzählte er. Er habe Zither gespielt in Bermuda. Dort habe er einen Gast kennengelernt, einen Engländer, mit Frau und zwei Kindern. Dieser habe ihm von ihrer Reise erzählt, die sie von London nach Alaska, nach Jasper, zum Palm Springs Hotel und zuletzt nach Bermuda, der letzten Station, führte. Der Gast habe ihn gefragt, wo er nach seinem Engagement in Bermuda hingehe. Er finde schon etwas, habe er ihm geantwortet, in der Schweiz, in Bayern oder in Österreich. «Vor 40/50 Jahren haben sich alle um mich gerissen… nebenbei gesagt», schmunzelte Frey. Der Engländer habe ihm darauf eine Postkarte von der Jasper Park Lodge gezeigt. «Ich habe mich per Brief beworben und der Manager hat mir – auch per Brief –geantwortet, ich könne sofort kommen.» Er habe das Angebot angenommen und so sei er nach Kanada gekommen. Er hat mittlerweile den kanadischen Pass und lebt mit seiner Familie – das Paar hat zwei erwachsene Töchter und ein Enkelkind – seit vielen Jahren im Jasper-Nationalpark in der Provinz Alberta.

«Die Dritte Frau»
Das bekannteste Stück für die Zither sei «Der dritte Mann, erklärte der Musiker. In Anlehnung daran hat er «Die Dritte Frau» komponiert und dieses Stück neben vielen anderen auch vorgetragen. Aber er habe kein Lieblingsstück. «Ich spiele gerne Bach, Gershwin, Strauss und das macht einfach Spass. So is es.»

Auf die Frage, was ihm in Gstaad und im Le Grand Chalet besonders gefalle, antwortete er: «Die Harmonie. Es harmoniert halt alles, mit den Gästen, mit der Natur. Es ist super.»

Nicht lange überlegen musste er bei der Frage, mit wem er lieber spielen würde, mit Elton John oder mit den Wiener Philharmonikern. «Also schon mit den Wiener Philharmonikern.»

Video unter https://tinyurl. com/2rcb4era


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