Das Projekt Ebnitmatte nimmt Fahrt auf
14.11.2022 , Gesellschaft, Politik, Business, Gewerbe, SaanenlandGrosses Interesse fand der geplante gemeinnützige Wohnungsbau auf der Gstaader Messe. Das Kernteam gibt einen Einblick, wie es weitergeht.
SONJA WOLF
«Wir sind sehr dankbar für die grosse Resonanz, die wir auf der Gstaader Messe erfahren durften. Das gibt uns den Drive weiterzufahren!», freut sich Hanspeter Reichenbach aus dem Organisationsteam Projekt Ebnitmatte (siehe Kasten). Und Mitinitiator Louis Lanz ergänzt: «Die meisten Leute sind nicht einfach zufällig vorbeigekommen, sondern sind aktiv mit konkreten Fragen auf uns zugegangen».
Besonders die Unternehmer, die aufgerufen sind, proaktiv das Projekt mitzutragen, seien bereits gut informiert gewesen und hätten das Konzept verstanden. «Schade war nur, dass Daniel Blumer krankheitsbedingt nicht das Projekt am Speakers’ Corner präsentieren konnte. Das hätten sich viele der Besucher gewünscht», bedauert Louis Lanz. Daniel Blumer ist unabhängiger Berater beim Kompetenzzentrum Gemeinnütziger Wohnungsbau und begleitet das Projekt Ebnitmatte eng. «Doch wir planen bei nächster Gelegenheit einen Ersatzvortrag.»
Finanzierung auf gutem Weg
Auch bei der Finanzierung waren die Initianten positiv überrascht. Die Beträge, die von den Unternehmern in Aussicht gestellt wurden, würden ebenso das Fazit erlauben: «Wir machen weiter mit unseren Bemühungen!» Rund 3,6 Millionen Eigenkapital aus Anteilsscheinverkäufen seien angepeilt. Allerdings handelt es sich im Moment erst um den Anfang, sprich: Das Interesse der Unternehmer an einer langfristigen Investition in den Genossenschaftswohnbau und damit in die positive Entwicklung der Region ist schon einmal da. Bald sollen den mündlichen Zugeständnissen auch Taten folgen.
Wie geht es weiter?
Dazu soll zunächst das Kernteam erweitert werden. Dieses besteht bisher aus Architekt Hanspeter Reichenbach, Elektrounternehmer Louis Lanz, Bauunternehmer Claudio Thoenen und Martin Hefti als Vertreter der Gemeinde Saanen. Weitere engagierte Helfer sollen dazukommen und im Team bestimmte Aufgaben zugewiesen bekommen.
Denn nachdem das Projekt Ebnitmatte inzwischen so weit durchgeplant und reif ist, dass das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) die Bewilligung für die Grundrisse und die Baustruktur bereits in Aussicht gestellt hat, kann sich das Team nun den nächsten Schritten widmen: der konkreten Umsetzung der Themen Bauland, Eigenund Fremdfinanzierung.
Die Unterstützung aller ist gefragt
Bezüglich des Baulandes sollen weitere Varianten ausgearbeitet und dem Gemeinderat vorgestellt werden. Um das Eigenkapital zu sichern, werde man zum Anfang des neuen Jahres konkret auf die interessierten Investoren zugehen. Auch Gäste des Saanenlandes kommen als mögliche Unterstützer infrage. Denn vielen von ihnen liegt das gesunde Fortbestehen der Region am Herzen. Nicht zuletzt sind sie ja auch davon betroffen, wenn ihre Herzensheimat als Ferienort von einer Entvölkerung bedroht wäre.
Neben der direkten Kontaktaufnahme mit den potenziellen Investoren arbeitet das Kernteam auch mit dem Gewerbeverein zusammen.
Die Bevölkerung hat es in der Hand
«Wir sind zuversichtlich», fasst Hanspeter Reichenbach zusammen. «Die Wohnungsknappheit ist ein riesiges Thema in der Region. Nun kommt ein Lösungsvorschlag direkt aus der Bevölkerung.» Besser und günstiger als mit der Lösung des gemeinnützigen Wohnungsbaus könne man es nicht machen. «Auf diese Art haben es die investierenden Privaten und besonders die Unternehmer selber in der Hand, einem künftigen Personal- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken und stabilgünstigen Wohnraum für Einheimische zu sichern.»
WOHNBAUGENOSSENSCHAFT NOUVEAU COMTÉ
Château-d’Oex hat es dem Saanenland bereits in ähnlicher Weise vorgemacht:
2014 gründete die Gemeinde die Genossenschaft Nouveau Comté und gab ihr Land in der Dorfmitte im Baurecht ab. Doch es sollte noch sieben Jahre dauern, bis die zwölf Wohnungen endlich bezogen werden konnten. Die grösste Herausforderung für das 4,9-Millionen-Projekt im Pays-d'Enhaut war die Finanzierung, die letztlich von der Gemeinde, Privatpersonen und örtlichen Gewerbetreibenden sichergestellt wurde. Anfang 2020 war Baubeginn, Ende August 2021 zogen die ersten Mieterinnen und Mieter ein.
BWO, ATTRAKTIVES WOHNEN IN BERGGEBIETEN
PROJEKT EBNITMATTE
Die Immobilienpreise in der Gemeinde Saanen befinden sich auf sehr hohem Niveau. Das Wohnbauprojekt Ebnitmatte mit den geplanten 60 Wohnungen hat zum Ziel, der Wohnungsnot entgegenzuwirken und bezahlbaren Wohnraum für die Menschen zu schaffen, die hier zu Hause sind oder sein wollen.
Das Projekt soll als gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft realisiert werden. Gemeinnützig bedeutet: nicht gewinnorientiert. Die Mietkosten richten sich nach den effektiven Investitions- und Unterhaltskosten und liegen deshalb vor allem langfristig tiefer als die durchschnittlichen Mieten der Region.
Das Projekt kostet rund 30 Mio. Franken. Zur Finanzierung werden Partner – Unternehmen oder Privatpersonen – gesucht, die Genossenschaftsanteile kaufen und sich so langfristig für die Zukunft des Saanenlandes engagieren.
ZUSAMMENGEFASST AUS DEM
«ANZEIGER VON SAANEN» VOM 25.OKTOBER 2022