«Esthers Wagnis»
08.02.2022 Saanenland, Business, Gewerbe, Region, Nachbarschaft, Hotellerie / Gastronomie, Pays-d'EnhautSo heisst der Dokumentarfilm von Camille Andres über die Weiterentwicklung des Projektes «Votre Cercle de Vie» – eines visionären Zukunftsprojekts im Herzen von Château-d’Oex. «Votre Cercle de Vie» vereint Landwirtschaft, Naturheilkunde und Tourismus und soll zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitragen.
ANITA MOSER
Die Journalistin Camille Andres hat Esther Mottier zwei Jahre lang begleitet, im Alltag als Ehefrau und Mutter, als Bäuerin und Naturheilpraktikerin, als Projektleiterin und Allrounderin. Sie war mit der Kamera dabei bei Sitzungen mit Behörden, bei Gesprächen mit Projektmitarbeitenden, bei Besprechungen mit den Architekten, beim Alpabzug, beim Besuch bei ihren Eltern, beim Aktenstudium usw. Im Film zu Wort kommen aktive und ehemalige Gemeinderäte, Vorsteher von kantonalen Ämtern, die Tourismusdirektorin, ein Philosoph, ein Stadtplaner und viele mehr. Das Projekt bekommt viel Zuspruch, es gibt aber auch – wenige – kritische Stimmen. Bei der Kritik geht es nicht grundsätzlich um die Idee des Projektes, sondern eher um die Form des Gebäudes, das so ganz anders ist als das typische Bauernhaus mit Satteldach.
Entstanden ist ein eindrücklicher Dokumentarfilm über eine eindrückliche Frau und über ein visionäres Projekt, das – geht alles nach Plan – noch diesen Frühling vor die Gemeindeversammlung kommt und dessen Baustart im Herbst 2022 geplant ist.
Investition von 40 Millionen Franken
Geplant war ursprünglich ein Bauernhof mit einem Restaurant. Mit den Jahren ist daraus ein visionäres Grossprojekt entstanden mit geplanten 32 Vollzeitstellen und insgesamt 58 Arbeitsplätzen. Kostenpunkt: 40 Millionen Franken. Der Weg bis hierher war lang und oft steinig. Und bis zur Realisierung muss das Projekt noch ein paar Hürden nehmen. Esther Mottier, ihre Familie und ihr Projektteam strahlen aber Zuversicht aus, sie glauben an ihr Projekt.
Vom Bauernhof zum Lebens(t)raum
Angefangen hat alles vor zwölf Jahren mit der Geburt des ersten Kindes. «Mein Mann und ich wollen den nächsten Generationen eine solide Zukunft und eine Perspektive geben», erzählt Esther Mottier. Sie ist aufgewachsen in Oberwil im Simmental, sie ist gelernte Drogistin, hat eine Ausbildung als Naturheilpraktikerin und parallel dazu die Lehre als Bäuerin absolviert. Nicolas Mottier ist Landwirt aus Leidenschaft, aber auch das, was damit zusammenhängt, ist ihm wichtig. Zusammen hat das Ehepaar «Votre Cercle de Vie» gegründet. Dazu gehören nebst dem Demeterhof zwei Unverpackt-Biofachgeschäfte, eine Kunstgalerie, ein Secondhandladen, eine Naturheilpraxis und zwei Airbnb-Wohnungen. Das Ehepaar bewirtschaftet in Château-d’Oex einen Bauernhof, baut Pflanzen und Kräuter an und stellt viele Produkte für den Eigengebrauch und für den Verkauf in ihren Läden her.
Daneben leitet Esther Mottier mit viel Engagement ihr Herzensprojekt, einen Lebensraum mit dem Demeterhof als Herzstück in Kombination mit Hotelzimmern, einem Restaurant, Gesundheitspraxen, Seminarräumen, Weiterbildungen und vielem mehr. «Was wir erschaffen wollen, ist ein geschützter Ort, an dem jeder einen Moment innehalten und aus unserem durchgetakteten Alltag aussteigen kann», erklärt Esther Mottier.
Transparenz ist ihnen wichtig. Ihre Gäste und Besucher sollen den bäuerlichen Alltag miterleben. Vom Restaurant sieht man in den Kuhstall, kann beim Melken zuschauen. Das Treppenhaus gibt Einblick in die Käserei und auf dem Weg in die Tiefgarage kann man einen Blick in den Käsereifungskeller werfen. Dass er den Leuten seinen Beruf näherbringen könne, sei seine grösste Motivation für den Bau eines agrotouristischen Hofes, sagt Nicolas Mottier. «Die Höfe werden immer grösser und immer weniger Hände und Füsse haben eine direkte Verbindung zur Erde.» Und das empfinde er als ungesund. «Es ist unsere Pflicht, den Menschen, die das verloren haben, einen Zugang zu den Tieren und zur Erde zu ermöglichen.»
Der Film läuft heute Abend nochmals im Kino Gstaad.