«Wir wollen vorausschauend planen»

  11.04.2022 Region, Destination, Tourismus, Saanenland, Volkswirtschaft

Die Bergbahnen Destination Gstaad AG hat viele Projekte im Köcher. In den nächsten Wochen werden diverse Mitwirkungsauflagen publiziert. Welche Projekte letztendlich wann umgesetzt werden, ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

ANITA MOSER
Mehrere Überbauungsordnungen hat die BDG in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet. Sie betreffen ihr gesamtes Gebiet: Wispile, Eggli, Schönried-Saanenmöser und Rinderberg.

Mehr Wasser aus der Saane
Die Überbauungsordnung Eggli enthält die Schlittelpiste, verbunden mit einer neuen Beschneiungsanlage und einer neuen Wasserfassung in der Saane. «Bisher haben wir in Etappen beschneit», erklärt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG AG. «Künftig wollen wir – sobald die Temperaturen tief genug sind – einschneien, dann die Schneeerzeuger abstellen und versorgen. Es geht um eine effiziente Schlagkraft bei kalten Temperaturen.» Der Gast soll möglichst wenig von den Schneekanonen sehen. «Ist die Wassermenge ausreichend, müssen wir keine Prioritäten mehr setzen und wir können an Weihnachten die Pisten sicher öffnen», so In-Albon. «Somit können wir zudem Ski Future frühzeitig mehr Wasser für ihre Beschneiung abgeben.» Momentan entnimmt man der Saane in Rougemont 110 Liter pro Sekunde und 120 Liter im Rübeldorf. Mit einer neuen Wasserfassung an der Egglistrasse in Gstaad sollen der Saane zusätzlich 200 Liter pro Sekunde entnommen werden. «Wenn wir das Wasser brauchen, führt die Saane genügend Wasser», beantwortet Jannik Sager, Projektleiter bei der BDG, eine entsprechende Frage. Die Restwassermenge müsse eingehalten werden, das werde regelmässig kontrolliert. «Der Kanton hat von Bern aus direkt Zugriff auf die Messstation bei der Bellerivebrücke. Sie können uns rund um die Uhr überwachen», erklärt Heinz Brand, Verwaltungsratspräsident der BDG.

Beschneite Schlittelpiste und Talabfahrt
Am Eggli ist eine neue Schlittelpiste von der Bergstation zur Talstation geplant. Schlitteln sei im Trend, nehme laufend zu, so In-Albon. «Eine gut angelegte Schlittelpiste, die beschneit und beleuchtet ist, ist das, was heute erwartet wird.» Auch die Talabfahrt wird durchgehend beschneit, wobei die Verantwortlichen nicht davon ausgehen, dass die Talabfahrt zur viel befahrenen Piste wird. «Aber dank der Beschneiung muss man nicht mit der Gondelbahn ins Tal.»

Die Schlittelpiste wird auf dem bestehenden Terrain angelegt. «Sie wird sicher etwas anspruchsvoller als die bisherige, aber es gibt keinen Eiskanal», versichert In-Albon. Besitzerin und Betreiberin ist die BDG. «Es kann sein, dass sich der Club de Luge an der Finanzierung beteiligt, aber sie haben kein Exklusivrecht. Der Schlittelweg ist für alle offen», so Heinz Brand. An der Finanzierung der Wassertransportleitung des Gesamtprojektes beteiligt sich zudem der Kanton Waadt. Der Restbetrag wird aus den Eigenmitteln finanziert.

Schönried: ohne Parkhaus keine neue Bahn
Der grösste Posten der Überbauungsordnung Schönried-Saanenmöser, den die BGD in der nächsten Zeit realisieren will, sind der Neubau der Transportbahn mit einer Mittelstation von Schönried bis zum Hornbergkessel sowie die Umsetzung der Biketrails ab der Mittelstation in Zusammenarbeit mit Gstaad Saanenland Tourismus. Voraussetzung für die neue Bahn von Schönried auf den Hornberg ist das Parkhaus. «Wir müssen Parkplätze nachweisen für eine neue Bahn», erklärt Jannik Sager. «Ohne diesen Nachweis gibt es keine neue Bahn.»

Ein neuer Sessellift soll vom Saanewald auf die Hornfluh führen. Er ersetzt den Bügellift, der gemäss den neuen Vorschriften, die derzeit in der Vernehmlassung sind, zu steil ist. «Wir würden sonst in geraumer Zeit die Bewilligung für den Bügellift verlieren», erklärt In-Albon. Der neue Sessellift erschliesst das Gfell sowie die beiden Restaurants.

Erweiterung des Speichersees
Damit im Herbst genügend Wasser für die Beschneiungsperiode vorhanden ist, soll der bestehende Speichersee auf dem Hornberg vergrössert respektive ein zweiter realisiert werden. Das lohne sich, so In-Albon. «Dank den Investitionen, die wir 2016/17 getätigt haben mit zusätzlichen Schneeerzeugern, den Verbindungen und Optimierungen, haben wir auch bei schwierigen Verhältnissen auf Weihnachten hin alle Anlagen öffnen können», erläutert er. «Das merkt man auch umsatzmässig sehr stark.» So früh wie möglich einschneien sei zentral. Die Leute möchten im Herbst möglichst früh auf die Pisten und wenn die ersten Blumen spriessen, ist die Lust am Wintersport bei vielen vorbei. Der jetzige Speicher sei viel zu klein und innert einem Tag Vollbescheiung leer, daher brauche es einen grösseren Wasserspeicher.

Baumwipfelpfad auf der Wispile
Mit verschiedenen neuen Angeboten will man die Wispile attraktiver machen – vor allem auch im Sommer. Angedacht sind beispielsweise Themenwege, eine Zip-Line von der Bergstation zur Mittelstation, Plattformen, ein Baumwipfelpfad mit Aussichtsplattformen im Wald und die Sommernutzung des Skilifts. Das Terrain würde sich für kleine Biketrails für Kinder anbieten», erklärt Jannik Sager. «Wir hatten in den letzten Jahren starke Sommer. Wir wollen aber das Sommerangebot weiter ausbauen und entsprechend investieren», betont In-Albon. «Kinder wollen Action», weiss der zweifache Vater aus Erfahrung.

Seilbahnkorridore raumplanerisch sichern
Das wichtigste Element der Überbauungsordnung sei aber die raumplanerische Sicherung des Seilbahnkorridors für eine Ersatzbahn. «Seit 2016 ist dies eine Voraussetzung, dass man eine Baubewilligung eingeben kann», erklärt In-Albon. Die Saanerslochbahn und die Egglibahn seien die einzigen zwei Bahnen der BDG, die raumplanerisch ausgeschieden seien. In der ÜO Zweisimmen-St. Stephan ist deshalb ebenfalls die Sicherung des Seilbahn-Korridors der Rinderbergbahn ein wichtiger Punkt.

Alpenzauber auf dem Rinderberg
Den Rinderberg will man analog der Wispile inszenieren – zum Thema «Rind und Alp». So soll der beliebte Wanderweg vom Rinderberg zum Horneggli zum Themenweg «Alpenzauber» werden. Auf dem Rinderbergspitz – dort, wo der Adler steht –, soll eine Plattform aus Naturstein entstehen. Die 360-Grad-Rundumsicht biete sich geradezu dafür an, sind sich die Verantwortlichen einig. Auch der Wald wird Thema sein am Rinderberg. Bei der Mittelstation soll eine Wood-Lounge entstehen, welche direkt vom bereits erstellten Kräutergarten zugänglich ist.

Neuer Speichersee in St. Stephan
Die Beschneiung vom Saanersloch bis Lengenbrand ist bereits bewilligt, aber solange die Wasserressourcen ungenügend sind, kann sie nicht realisiert werden. Angedacht ist deshalb ein Speichersee in St. Stephan mit Wasserbezug aus der Simme.

Kein fixer Zeitrahmen
Die Überbauungsordnungen werden in den nächsten Wochen und Monaten nach und nach öffentlich zur Mitwirkung aufgelegt. «Zeitlich ist noch nichts in Stein gemeisselt», betont Heinz Brand. «Wir wollen vorausschauend planen und die Überbauungsordnungen frühzeitig eingeben, damit wir bauen können, wenn ein Projekt bewilligt wird und die Finanzen vorhanden sind.» Man wolle verhindern, dass – wie bei der Saanerslochbahn – die Konzession der alten Bahn auslaufe, bevor die neue Bahn aufgegleist sei. «Das könnte uns in Schönried passieren», warnt er. Grund für ein solches Szenario könnten auch die Lebensdauer der Anlage und damit die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sein. «Wenn zum Beispiel der Motor ausfällt, kann die Bahn sechs Monate still stehen, da es viele Ersatzteile nicht mehr gibt und es somit Sonderanfertigungen braucht», erklärt In-Albon. «Wenn grössere Änderungen gemacht werden müssen, gilt dies als grosser Eingriff, somit gelten für die ganze Bahn die neuen Normen. Diese könnten wir mit dieser Bahn nicht mehr erfüllen.»

Eigentümer sind oder werden orientiert
«Wir unternehmen nichts, ohne dass die betroffenen Grundeigentümer Kenntnis haben von unseren Vorhaben. Wir wollen verhindern, dass sie es aus der Zeitung erfahren», betonen Brand und In-Albon. «Die betroffenen Eigentümer der ÜO Eggli haben wir einzeln über unser Vorhaben ins Bild gesetzt, und sie haben grundsätzlich ihr Einverständnis gegeben, dass wir planen dürfen», erklärt der Verwaltungsratspräsident. Zum Knackpunkt könnte das geplante Parkhaus werden. Heinz Brand und Matthias In-Albon sind jedoch zuversichtlich. «Man ist zusammen mit der Gemeinde Saanen im guten Dialog mit den betroffenen Grundeigentümern», betonen die beiden.

«In Bezug auf die anderen Projekte und Überbauungsordnungen werden wir mit den betroffenen Landeigentümern noch Kontakt aufnehmen», verspricht Brand. «Wir haben nicht alle gleichzeitig angehen können», ergänzt er und hofft auf Verständnis bei den Betroffenen.

 


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