Mozart-Nacht: ein perfekt vollendetes Mosaik

  22.07.2022 Kultur

Wie ein jedes einzelne, kunstvoll geschliffe reine Steinchen zusammengefügt ein wundervolles Mosaik ergibt, so trug ein jedes einzelne Orchestermitglied des Basler Kammerorchesters mit seinem hervorragenden Dirigenten und einer glänzenden Solistin zu einem vollkommenen musikalischen Gesamtbild bei. Die Mozart-Nacht krönte die Wiener Klassik im Rahmen des Menuhin Festivals würdig.

LOTTE BRENNER
Drei Werke aus der Wiener Hochklassik, ein ganz tolles Kammerorchester Basel mit dem hinreissenden Dirigenten Giovanni Antonini und der betörenden Klarinettensolistin Sabine Meyer: Das lockte das Publikum am Mittwochabend durch Blitz und Regen in die Kirche Saanen. Das Konzert war ausverkauft.

Die Moll-Dynamik der Ouvertüre zur Oper «L’isola disabitata» (die unbewohnte Insel) von Joseph Haydn passte sehr gut in die Gewitterstimmung, die draussen die Landschaft von Saanen im Dämmerlicht überzog. Es folgte das bekannte, brillante Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622 von Wolfgang Amadeus Mozart und die erhabene, strahlende Sinfonie Nr. 41 C-Dur, die sogenannte «Jupiter».

Orchester und Dirigent
Man kann es drehen, wie man will: Das Kammerorchester Basel verdient einen solch kompetenten, hinreissenden Dirigenten – oder umgekehrt: Giovanni Antonini verdient ein solch präzises und äusserst sensibles Orchester. Vom temperamentvollen Konzertmeister, durch alle Streicher und Bläser hindurch, bis hin zur Perkussion, spielen die Musikerinnen und Musiker freudig, frisch und mit bestechender Genauigkeit. Giovanni Antonini dirigiert indes mit vollem Körpereinsatz. Er taucht ganz in die Musik ein, einem Ausdruckstänzer gleich. Er braucht keinen Dirigentenstab. Seine Hände holen die Töne ab und laden elegant in Mozarts Erlebniswelt ein. Der Dirigent und das Orchester sind sich einig in der lebendigen, eindringlichen und doch lockeren Interpretation, welche die altbekannten Werke in neuem Licht erscheinen lässt.

Die Solistin
Sabine Meyer begeistert ihr Publikum weltweit. Das Klarinettenkonzert von Mozart bietet eine breite Palette an Spielmöglichkeiten und zeigt deutlich den Klangcharakter der Klarinette auf. Besonders schön kommen da auch Passagen in der Tiefe zum Ausdruck, die von Sabine Meyer warm und voluminös ausgekostet werden. Ihr Spiel ist geschmeidig und zart, die Verzierungen filigran. Selbst da, wo das Konzert ihr höchste Virtuosität abverlangt, spielt die Vollblutmusikerin mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit.

Ein Konzert, das von A bis Z einfach nur wunderschön, harmonisch, gefühlvoll und tadellos rein dargeboten wird, tut gut – in einer doch sehr schwierigen, Problem belasteten Zeit. Der Weg durch Blitz und Regen zur Kirche Saanen hat sich gelohnt.


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