«Jede macht sy Chäs sälber!»

  22.09.2022 Landwirtschaft, Gesellschaft, Landwirtschaft, Abländschen

Unter diesem Motto hat die Dorforganisation Abländschen nach einer längeren Pandemiepause am 17. September 2022 wieder einmal eine Chäsete organisiert, die Einblick ins Älpler Brauchtum gab.

HANS-PETER VENNER
Auf dem Parkplatz vis-à-vis des Restaurants Zitbödeli vor der Remise von Hanspeter Dänzer waren vier Käsechessi an einem Drahtseil aufgehängt. Die Konstruktion war derart clever, dass jedes Chessi über das Feuer hin-, respektive vom Feuer weggeschoben werden konnte.

Das Käseherstellen ist nicht so einfach. Es setzt einiges Grundwissen und eine saubere sowie exakte Arbeitsweise voraus. Für ein Kilo Käse braucht es in etwa zwischen zehn und elf Liter Milch. Je nach Käsesorte ist bereits das Aufwärmen der Milch und hernach das Beifügen einer entsprechenden Kultur (Säurebakterien je nach Käsesorte) und des Labpulvers (natürlicher Extrakt aus Kälbermagen) sowie das Eindicken wichtig. Auch das Brechen mit der Harfe (Werkzeug mit feinem Draht bespannt) hat einen Einfluss auf die Konsistenz des Käses. Anschliessend wird die Milch nochmals aufgewärmt und ruhen gelassen. Erst jetzt kann der Bruch herausgenommen und in Formen abgefüllt werden. In der Regel bleiben ca. 85 Prozent Käsemilch von der gesamten Milchmenge übrig, die alsdann als Schotte den Schweinen oder anderweitig vertränkt werden kann.

Wer anlässlich der Chäsete selber käsen wollte, konnte ein Quantum Milch für ein grosses oder kleineres Käsli (verschieden grosse «Vätterli») sowie das portionierte Labpulver und die entsprechende Kultur beziehen und sich bei einer der fachverständigen Personen, welche bei jedem Chessi bei der Verarbeitung mithalfen, melden. Auf einem Plan standen zusätzlich alle einzelnen Schritte klar umschrieben. Vorerst musste die Milch aufgeheizt werden. Anschliessend wurden die Kultur sowie das Labpulver beigemischt. Jetzt musste man alles ca. eine halbe Stunde ruhen und eindicken lassen. Hernach wurde der Brei mit der Harfe sorgfältig geschnitten und zuletzt der Bruch (Käsebrei) in ein «Vätterli» (gelochte runde Plasikform) abgefüllt. Der ganze Prozess dauerte ca. zwei Stunden. Anschliessend kamen die Käslein ins Salzbad und alsdann in den Käsekeller bei Hanspeter Dänzer. Dort bleiben sie hernach ca. einen Monat zum Reifen.

Einheimische wie Gäste konnten nun ihren eigenen Käse in Selbstverantwortung und unter Anleitung herstellen. Wer die Wartezeit verkürzen wollte, konnte sich bei einem Raclette, einer Meringue mit Doppelrahm, einem Kaffee fertig oder einem Glas Wein in der Festwirtschaft verköstigen. Dazu spielte eine Drei-Mann-Kapelle aus Imfang lüpfige Musik. Auf einer Seite der Festwirtschaft konnte man die braunen Ziegen sowie die jungen Kälblein, die ein grosser Anziehungspunkt für die Kinder waren, beobachten. Zusätzlich gab es feine süsse oder salzige Köstlichkeiten zum Kaufen.

Der durchführenden Dorforganisation unter dem Präsidium von Hanspeter Dänzer darf ein sehr grosses Lob für diesen Anlass ausgesprochen werden. Trotz kühlem und bedecktem Wetter kam eine ansehnlich Anzahl Leute. Die Besucher liessen sich nicht irritieren, sondern genossen eine tolle Stimmung, bei der ein gemütlicher Schwatz allzeit möglich war. Wer übrigens noch mehr über das Alpkäsen wissen möchte, ist von den hiesigen Älplern eingeladen, sich auf der Alp selbst zu erkundigen. Das Ziel, der Bevölkerung auf originelle Art und Weise Einblick in das Älplerbrauchtum zu geben, ist allen hervorragend gelungen. Herzliche Dank dem Vorstand und den zahlreichen Helfern für den grossen Aufwand.


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