Gelungene Premiere von «Badi 62»
08.08.2022 Kultur, Kultur, Kunst, Nachbarschaft, ZweisimmenNahezu 200 Besucher:innen wohnten der Premiere von «Badi 62 – Heitere Badegeschichten aus dem Jahr 1962» bei. Das Stück besticht durch gelungenen Dialogwitz, eine rührende Romanze sowie eine unerwartete Wendung.
KEREM S. MAURER
Nachdem die ursprünglich am Freitag geplante Premiere von «Badi 62 – Heitere Badegeschichten aus dem Jahr 1962» wegen schlechter Witterung buchstäblich in letzter Minute abgesagt worden war, konnte sie am Samstag bei guten Bedingungen durchgeführt werden. Fast 200 Personen wohnten der Uraufführung bei und erlebten lustige Geschichten, spritzige Dialoge und überraschende Wendungen. Das Stück aus den Federn von Ruth Domke, Olivia Wittwer, Christine Schwizgebel und Nathalie Moser – aufgeführt von der Theatergruppe «Szenewächsel» – vermochte das Publikum in seinen Bann zu ziehen und erhielt im Anschluss das Prädikat «absolut sehenswert».
Gekonnter Stilbruch zu Beginn
«Wir haben in der Badi Zweisimmen nicht nur einen speziellen, schönen und einzigartigen Ort gefunden, sondern wir sind auch von der Badigenossenschaft mit offenen Armen herzlich willkommen geheissen worden», sagte Urs Roos, Präsident des Vereins Theatergruppe «Szenewächsel», vor der Premiere und wies darauf hin, dass das Theater in den 1960er-Jahren spielt. Das Publikum staunte nicht schlecht, als das Theater begann und gleich in der ersten Szene zwei Influencerinnen mit Smartphone und Handystick die Freilichtbühne betraten, um Fotos für ihre Social-Media-Kanäle zu knipsen. Wie war das nochmals in den Sechzigern? Dieser offensichtliche Stilbruch gleich zu Beginn der Aufführung fordert das Publikum auf, in den kommenden 90 Minuten – ohne Pause durchgespielt – aktiv und aufmerksam zu bleiben.
Lustig, spannend und sehenswert
Und das ist bei der Vielschichtigkeit der Darbietung angebracht. Denn ein Theater ist kein TV- oder Kinofilm, bei dem die sprechenden Personen meist gross im Bild gezeigt werden. Oft beleben bis zu zehn oder mehr Schauspieler:innen gemeinsam die Szene und man ist als Zuschauer gut beraten, die ganze Szenerie im Auge zu behalten und gut darauf zu achten, wer was macht. Auch wenn der Fokus des Geschehens nur auf zwei oder drei Akteure gerichtet ist. Diese vielseitige Lebendigkeit verleiht der Aufführung eine reichhaltige Spontaneität, die einen auffordert, den Blick immer wieder von links nach rechts schweifen zu lassen und auf Details zu achten. Das pointierte Theaterstück ist mit einer rührenden Romanze garniert und einer überraschenden Wendung gekrönt. Als der imaginäre Vorhang gefallen war, hörte man von den zufriedenen Zuschauern nur positive Kritiken. Man fand es lustig, spannend und absolut sehenswert.
Auf den Leib geschrieben
«Da wir das Stück selber geschrieben haben und unsere Schauspieler kennen, konnten wir ihnen die einzelnen Charaktere quasi auf den Leib zeichnen», erklärt Ruth Domke, die nicht nur am Stück mitgeschrieben hat, sondern Regisseurin Christine Schwizgebel als Regieassistenz unterstützte. So wirkten die einzelnen Charaktere glaubwürdig, die Dialoge ungekünstelt und die Inszenierung kam harmonisch und leichtfüssig daher. Das Versprechen der Verantwortlichen im Vorfeld, während des Theaterstücks einen amüsanten und heiteren, leichten Baditag zu erleben, wurde zumindest in der Premiere gehalten.
Nach der Premiere spielten Fredy, Edi und Johnny – wie die drei Musiker im Stück heissen, in dem sie ebenfalls mitspielen – mit ihrer Band «Sweetly Insane» ein kurzes Konzert und sorgten damit bei gemütlichem Zusammensein und spannendem Austausch mit den Kulturschaffenden für einen stimmungsvollen Ausklang.
Weitere Spieldaten: www.szenewaechsel.ch