Ein Cupspiel auf Augenhöhe
15.08.2022 Sport, Sport, Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen, Saanenland, SimmentalAm Mittwoch, 10. August begegneten sich die Teams Simme/Saane (4. Liga) und der FC La Neuveville-Lamboing (2. Liga) im Spiel um den Berner Cup. Die Ligazugehörigkeiten liessen ein Spiel zwischen David und Goliath erahnen. Aber es kam anders! Die Einheimischen spielten mutig und Torhüter Janic Schläppi wurde gar zum «Man of the Match» erkoren.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Gleich zu Beginn des Spiels entwickelte sich ein animiertes Hin und Her. Beide Teams waren motiviert und willens, das Cupspiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Das Team Simme/Saane erhielt nach wenigen Spielminuten einen Freistoss zugesprochen, der allerdings den Weg ins gegnerische Tor verpasste. Die Kontrahenten – sichtlich überrascht vom Effort des Gegners – erhöhten den Druck, kamen zu einem Freistoss mit anschliessendem Eckball und erzielten fünf Minuten nach Spielbeginn das 0:1. Gut, die Westschweizer Zweitligisten spielten ballsicher und waren den Spielern des unterklassigen Teams Simme/ Saane auch physisch überlegen. Doch davon liessen sich die Einheimischen wenig beeindrucken. Im Spiel Mann gegen Mann waren sie keineswegs unterlegen. Im Gegenteil: Sie störten und zerstörten den gegnerischen Spielfluss noch und noch. Die «roten Beine» (Saane/Simme im roten Spieldresss) waren immer rechtzeitig am richtigen Ort.
Die Spieler des Teams Simme/Saane starteten wie von der Tarantel gestochen in die zweite Halbzeit. Die motivierenden Worte ihres Trainers hatten ihnen offenbar Flügel verliehen. Sie rannten, rackerten sich ab und brachten die Gegner aus La Neuveville zur schieren Verzweiflung. Und dann, sieben Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit, gelang Torwart Janic Schläppi ein Kunststück der besonderen und seltenen Art: Mit seinem weiten Torabstoss überraschte er den gegnerischen Goalie – schwupps, der Ball kullerte hinter die Torlinie! Das 1:1 war der Lohn für das grosse Engagement des Teams. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. Nur vier Minuten nach dem Ausgleichstreffer erhöhte der Gast aus La Neuville auf 1:2, welches zugleich das Schlussresultat war.
Nach einem weiteren Testspiel spielt Simme/ Saane am kommenden Samstag, 20. August sein erstes Meisterschaftsspiel gegen den FC Wattenwil a auf dem Fussballplatz in Zweisimmen. Spielbeginn ist um 17 Uhr.
O-TON
Der Schiedsrichter aus Frutigen, der das Spiel souverän leitete, nach der ersten Halbzeit: «Das Team Simme/Saane kämpfte gut. Leider erhielten sie ein unglückliches Tor. La Neuveville ist überlegen, hat mehr Ballbesitz, scheint das Spiel allerdings etwas lockerer zu nehmen. Beeindruckt hat mich die Motivation der Einheimischen. Auch im Vergleich mit anderen Spielen wird hier auf gutem Niveau gespielt.»
Spieler mit Rückennummer 15 des FC La Neuveville-Lamboing: «Als Sturmspitze spielte ich schon bei Neuchâtel Xamax, also sehr leistungsorientiert. Heute spielte ich gegen einen unbequemen Gegner mit sehr aktiven Spielern, deren Beine mir immer in den Weg kamen.»
Pascal Buchs, Captain Team Simme/Saane: «Da habe ich eine bittere Pille zu schlucken. Ich dachte, ich hoffte, wir würden nach dem 1:2 noch ein Tor schiessen. Gelegenheit dazu hatten wir. Der Trainer hat das Team gut eingestellt. Seine Spielidee, weite Bälle nach vorne zu spielen, ging auf. Wir haben sein Konzept gut umgesetzt. Aber nochmals: diese Niederlage …!»
Patrick Bill, Trainer Simme/Saane: «Mit der Leistung des Teams bin ich zufrieden, aber trotzdem enttäuscht. Wir kämpften gegen ein Team, welches zwei Ligen über uns spielt, auf Augenhöhe. Klar, die Zweitligisten waren uns punkto Ballbehandlung, Schnelligkeit der Spielhandlungen und körperlicher Präsenz überlegen. Aber keiner meiner Jungs war sich zu schade, hinzustehen, sich dem Spiel Mann gegen Mann zu stellen. Das war wunderbar anzusehen. Besondere Freude habe ich ob der Coolness meines Goalies. Sein weites Zuspiel vom einen Tor ins andere sieht man höchst selten, vielleicht in einem Spiel zwischen Barcelona und Real Madrid.»