Die Polopferde und ihre Reiter kommen wieder
12.08.2022 SportZwei Jahre lang sind die Polopferde nicht übers Feld beim Gstaad Airport galoppiert. In einer Woche verwandelt sich die Wiese rund um die Start- und Landebahn endlich wieder in ein Turnierfeld, auf das die Augen der Polowelt gerichtet sind: Es ist der Hublot Polo Gold Cup Gstaad.
JENNY STERCHI
Cedric Schweri, Sieger am Hublot Polo Gold Cup 2018, setzte im Jahr darauf alles daran, den Titel zu verteidigen – ohne Erfolg. Nun kehrt der Mann aus Zürich zum achten Mal nach Gstaad zurück und möchte endlich den zweiten Turniersieg realisieren. Dabei bekommt er es mit zwölf Polospielern zu tun, die in drei Teams ihre grossartigen Leistungen abrufen und im Zusammenspiel nicht einfach zu bezwingen sind.
Im Team Kielder Agro spielt der Argentinier Ezequiel Martinez-Ferrario (Handicap 7). Das Team Hublot wartet mit Teo von Neufforge und Pedro Fernandez Llorente auf. Beide sind Handicap-5-Spieler und aus Argentinien.
Im Team Clinique La Prairie, angeführt von Sébastien Le Page, greifen die drei Argentinier Lucas Labat (Handicap 5), Facundo Kelly (Handicap 3) und Raul Laplacette (Handicap 6) ins Turniergeschehen ein.
Ein Mann vom Fach
Cedric Schweri tritt mit einem Team an, das mit Beständigkeit und einem neuen Trumpf besticht. Der Brasilianer Joao Novaes ist neben Schweri eine sichere Grösse. Neu hat er mit Dario Musso ein argentinisches Ass aufgeboten. Der 44-jährige Gewinner des Gold Cups in Deauville sowie dreimaliger Gewinner des French Open in Chantilly hat auch drei aufeinanderfolgende Siege in St. Moritz und Saint-Tropez vorzuweisen.
Dario wurde in General Levalle, in der Provinz Córdoba, in den Polosport hineingeboren. Dort trainiert er zusammen mit seinem Vater Jorge und seinem jüngeren Bruder Claudio junge Pferde im Polosport. «Es ist eine Familienleidenschaft», wie er betont.
Sein Talent wurde bald entdeckt, vor allem in Europa. Nach einem ersten Turnier in Kolumbien im Jahr 1994 begann seine internationale Karriere 1995 im Chantilly Polo Club. Von dort aus reiste er zu Turnieren in Frankreich, der Schweiz, Belgien, Italien, Spanien, Deutschland, Indien, China und spielte zehn Spielzeiten in Thailand: «Ich war nie in den Vereinigten Staaten und England, aber dank des Polosports konnte ich all die anderen grossartigen Reisen machen.»
In der ganzen Welt zu spielen, erfordert einen enormen Organisationsaufwand und natürlich gute Pferde: «Es beginnt zu Hause, in Levalle, mit unserer Zucht. Drei Leute sind für das Anreiten der jungen Pferde zuständig, dann bilden wir sie selbst aus. Wir wählen die Pferde aus, die zum Verkauf stehen und die, die für mich zum Spielen geeignet sind. Wir haben etwa 100 Pferde in Argentinien.»
Vor der Pandemie erlitt Musso zwei Beinbrüche und konnte nicht spielen: «Die Pandemie hat es mir allerdings ermöglicht, mich zu erholen, und ich denke, dass ich zu meinem besten Spielniveau zurückkehre.» Er spielt zum zweiten Mal in seiner Karriere auf dem Gstaader Polofeld: «Es ist ein wunderschöner Ort, das Turnier ist immer sehr umkämpft, es gibt immer grossartige Teams.» Er erwarte ein gutes Spiel seines Teams. «Jeder sollte seine Position finden und Tomas Astelarra, unser vierter Mann, ist ein sehr guter Spieler. Wir kommen motiviert nach Gstaad und ich hoffe, dass wir ein gutes Turnier haben werden. Gewinnen? Ja, das ist unser Ziel.»
Programm wie immer
Jedes Jahr im August kommen 16 der weltbesten Polospieler mit ihren hundertzwanzig Pferden in den berühmten Alpenort, um während ihrer Saison in einem einzigartigen Rahmen an diesem begehrten Turnier teilzunehmen. Ein bezauberndes Ereignis. Der Flugplatz Saanen wurde als Austragungsort gewählt, weil er mitten in den Bergen einen ebenen Platz bietet.
Doch dieser Sport ist nicht nur etwas für Eingeweihte: Er ist spektakulär, leicht zu verfolgen und faszinierend. Die Schönheit der Pferde verblüfft, die Geschicklichkeit der Spieler lässt einen sprachlos werden. Und das Publikum ist schnell Feuer und Flamme für eine der vier Mannschaften, die auf dem Spielfeld gegeneinander antreten. Auf die Kleinen wartet ein grosser Spielplatz.
Bereits am Donnerstag, 18. August, um 13.30 Uhr starten die ersten Spiele. Der Freitag ist für die Parade der Mannschaften durch die Gstaader Promenade reserviert. Der bereits traditionelle Umzug ist ein wunderbares Zusammentreffen von Polo und Schweizer Bergtraditionen.
Am Samstag folgen dann die Halbfinalspiele, während das Finale am Sonntag um 15 Uhr nach dem Spiel um den dritten Platz ausgetragen wird. Das Polodorf öffnet seine Türen jeden Tag um 11 Uhr.
HANDICAP IM POLOSPORT
Das Handicap entspricht dem Niveau des Polospielers und bewegt sich zwischen -2 und +10). Das Handicap entwickelt sich entsprechend der Leistung des Spielers während der Spiele und der im Laufe des Jahres erzielten Fortschritte. Das höchste Handicap in Europa ist 7 (England). Das sehr seltene Handicap 10 wird derzeit von neun Argentiniern und einem Uruguayer gehalten.