Attraktivitätssteigerung dank See

  01.04.2022 Tourismus, Destination, Saanenland, Volkswirtschaft

Viele Destinationen haben einen See. Nun will auch Saanen entsprechend aufrüsten. Der untere Teil des Flugplatzes wird dafür geflutet. Im Sommer führt ein Spazierweg um den See, im Winter wird auf dem gefrorenen See Polo gespielt oder Eisschnelllauf trainiert. Bevor es aber so weit ist, werden Investoren gesucht. Für die Öffentlichkeit sind die Pläne heute Freitag zwischen 16 und 17 Uhr beim Medienpartner «Anzeiger von Saanen» einsehbar.

ANITA MOSER
Berge und See: eine Traumkulisse nicht nur für Touristinnen und für Touristen. Destinationen mit einem See sind definitiv im Vorteil. Der Lauenensee und der Arnensee sind beliebte Ausflugsziele, mit einem dritten See in Saanen soll die Attraktivität der Destination noch gesteigert werden.

Mit einem See im Talgebiet knüpft man an die Vergangenheit an. Einer Sage nach gab es vor Hunderten von Jahren den Burgundersee – dieser erstreckte sich vom Vanel bis zum Gsteig. In jüngerer Zeit gab es den Ebnitsee, dort, wo heute der Campingplatz steht. Viele bedauern, dass dieser See aufgeschüttet wurde.

Flugplatzgenossenschaft bietet Hand
Aber wo soll ein neuer See entstehen? Den Campingplatz im Gstaad kann man wohl schlecht wieder fluten. «Nein, das wäre keine gute Idee», lacht Tourismusdirektor Flurin Riedi. Für einen See geeignet sei hingegen der untere Teil des Flugplatzes bis zum Vanel. Auch die Flugplatzgenossenschaft Gstaad-Saanenland bietet Hand. «Die Lage ist ideal», betont Genossenschaftspräsident Walter Egger. «Der Flugbetrieb würde kaum beeinträchtigt», ist er überzeugt. Die kleineren Flugzeuge könnten problemlos auf einer leicht verkürzten Piste starten und landen. «Für die grösseren Jets wird es während der Saison Zeitfenster für Starts und Landungen geben», so Egger. Der See ist währenddessen für die Öffentlichkeit gesperrt. «Geplant ist, dass man die Piste elektronisch verlängern kann. Für Schiffe gibt es Hebebrücken, bei unserem Projekt wird die Verlängerung der Piste quasi auf Knopfdruck über den See hinausgefahren.» Technisch sei das durchaus machbar.

Geniessen und relaxen im Sommer
Im Sommer führt ein kinderwagentauglicher, rollstuhl- und rollatorgängiger Spazierweg um den See und es gibt auch einen Badestrand. Zwei Ruderboote stehen zur Vermietung bereit. «Wer will, kann sich auch mit der kleinen Fähre vom einen zum anderen See-Ende rübersetzen lassen. «Der See soll ein Ausflugsziel für alle Altersgruppen und für Einheimische wie für Touristen werden», so die Touristiker. Walter Egger kann sich auch gut vorstellen, Touristenflüge mit einem kleinen Amphibienflugzeug – einem Flugzeug, das sowohl vom Wasser als auch vom Land aus operieren kann – anzubieten.

Polo statt WhiteTurf
St. Moritz ist im Winter berühmt für internationale Galopp- und Trabrennen auf dem gefrorenen See. «Wir wollen kein Klein-St.-Moritz werden», erklären die Planer. Aber Pferdehufgetrampel auf stiebendem Schnee ist auch in Saanen angedacht. «Polo statt WhiteTurf», erklärt Riedi. Polo im Sommer hat sich im Saanenland seit vielen Jahren etabliert und ist ein Publikumsmagnet. «Wenn wir Poloturniere im Sommer wie im Winter durchführen, können die Poloponys im Saanenland bleiben und müssen nicht aufwendige und strapaziöse Reisen auf sich nehmen.» Für geeignete Stallungen würde man sicher Standorte finden und es würden als weiterer Vorteil Arbeitsplätze generiert.

Eisschnelllauf-Infrastruktur – für Profis wie für Breitensport
Ausserhalb des Poloturniers würde der See im Winter zur Eisschnelllauf-Infrastruktur. Es könnten internationale Trainingslager in Saanen stattfinden. Die Niederlande, Deutschland und Korea sind Hochburgen in dieser Sportart. Aber auch in der Schweiz gewinnt Eisschnelllauf an Bedeutung. Aushängeschilder sind die Geschwister Livio und Nadja Wenger, sie haben die Schweiz auch an den Olympischen Spielen in Peking vertreten. Die Schweizer Elite trainiert aber praktisch das ganze Jahr in Deutschland. Eine Infrastruktur fehlt in der Schweiz. «Wir sind mit Swiss Ice Skating bereits im Gespräch», so Riedi.

After-Corona-Strategie
Als Tourismusdirektor denkt er selbstverständlich auch an einen neuen Markt – eben die Niederlande, eine Macht im Eisschnelllauf. «GST will deshalb in den Niederlanden auf Promotour gehen.» Das würde Übernachtungen und damit Wertschöpfung generieren. «Und die Holländer könnten mit ihren Wohnwagen anreisen – wir haben ja zwei Campingplätze», schmunzelt Riedi. Neue Märkte in Europa zu erschliessen sei wichtig, die Schweizer ziehe es nach den zwei Corona-Jahren wieder ins Ausland. «Mit neuen Märkten wären wir etwas weniger abhängig vom Schweizer Markt», sagt Riedi.

Die Eisschnelllauf-Infrastruktur soll aber allen zur Verfügung stehen. «Wer weiss, vielleicht wagen sich auch Einheimische und Gäste mit den langen Kufen aufs Glatteis und vielleicht wird sogar ein Talent entdeckt.»

Eiskanal für Bob und Skeleton
Die Oey bietet sich – dank «sibirischer» Kälte – auch für weitere Wintersportarten an. Deshalb sind zusätzlich auch eine Naturbobbahn und eine Natureisbahn für Skeleton angedacht. Hausi Leutenegger, Erich Schärer, Donat Acklin, Beat Hefti, Jean Wicki, Christian Reich und wie sie alle heissen, haben Schweizer Bobsportgeschichte geschrieben. Skeleton ist auch für Zuschauer eine attraktive Sportart. Mit bis zu 145km/h fahren die Athleten bäuchlings und kopfvoran auf einen speziellen Rodelschlitten durch den Eiskanal. Eine Zuschauertribüne wird auf der gegenüberliegenden Seite über die Strasse gebaut.

«Dank dieser Infrastruktur könnten im Saanenland Weltcuprennen in diesen Sportarten durchgeführt werden», so Riedi. Oder Trainingslager. Deutschland ist in beiden Sportarten stark.

Und wer weiss, vielleicht bewirbt sich das Berner Oberland wieder einmal für Olympische Spiele. Dann müsste man für diese Sportarten nicht nach St. Moritz ausweichen.

Investoren gesucht
In Bezug auf die Kosten halten sich die Planer noch bedeckt. «Zuerst wollen wir das Projekt möglichen Investoren vorstellen.» Sie sind aber überzeugt, dass sich das Projekt realisieren und vor allem auch finanzieren lässt. «Oft hört man, wie innovativ unsere Vorfahren waren. Mit dem Projekt beweisen wir, dass auch wir innovative Ideen haben», erklärt Andrea Scherz, Mitglied des Verwaltungsrates der Flugplatzgenossenschaft Gstaad-Saanenland.

Projekt wird heute Freitag vorgestellt
In der ersten Phase fungiert der «Anzeiger von Saanen» als Medienpartner. «Kommt das Projekt zustande, ist es wohl eine Nummer zu gross für unseren Betrieb», sagt Verlagsleiter Frank Müller. Für die Öffentlichkeit sind die Pläne und Skizzen des Projekts heute Freitag, 1. April zwischen 16 und 17 Uhr in den Räumlichkeiten der Müller Medien AG an der Kirchstrasse 6 in Gstaad einsehbar. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


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