Eine gelungene Kombination

  16.08.2019 Saanen

Classic Cars & Music fand am vergangenen Samstag bereits zum dritten Mal statt. Der Event hat sich etabliert – die Kombination Oldtimer und klassische Musik kommt gut an.

ANITA MOSER
Der Event begann am Freitag mit einer Rundfahrt und dem Defilee am Nachmittag in der Gstaader Promenade. Fred Rölli, Spezialist in Sachen Oldtimer, stellte alle Fahrzeuge kurz vor. Am Samstag wurden die Oldtimer dann in Saanen ausgestellt. Ganz so proppenvoll wie eine Woche zuvor an der Brocante war das Saanendorf zwar nicht, aber viele Besucherinnen und Besucher flanierten durch das Dorf, schauten sich die blank polierten Fahrzeuge an, nahmen teil an einer Führung mit Fred Rölli oder genossen die gemütliche Atmosphäre.

Für musikalische Leckerbissen sorgten Ensembles des Gstaad Menuhin Festivals & Academie sowie die «Macadam Jazz Band». Schmunzeln und lachen konnte man mit und über Pantomime Roberto Gerbolès. Der ehemalige Schüler von der Dimitri-Schule bezieht flanierende Erwachsene und spielende Kinder in seine Animation mit ein, was zu lustigen und überraschenden Szenen führt.

Die Kinder wurden durch das Gstaad Menuhin Festival Discovery Programm betreut. Sie lernten unter anderem, wie aus einem handelsüblichen Gartenschlauch ein Blasinstrument entsteht.

Schöne Raritäten
Insgesamt waren 41 Fahrzeuge ausgestellt, das älteste hatte Jahrgang 1923. Als absolute Rarität bezeichnete Fred Rölli ein Raupenfahrzeug der Marke Citroën aus den 1930er-Jahren. Ursprünglich wurde das Fahrzeug für die Armee hergestellt. «Seinerzeit sind sie mit diesem Fahrzeug von Peking nach Paris gefahren, durch die Wüste Gobi», erzählte Rölli auf einem Rundgang. Vorne hat der Wagen einen Zylinder. «Fährt man eine Böschung hinauf oder durch Sand, hebt sich der Zylinder, damit sich das Chassis nicht im Boden oder im Sand eingräbt», erklärte Rölli. Fahrzeuge mit Raupenantrieb seien damals auch im Saanenland als Skilift eingesetzt worden. «In Saanenmöser wurden die Leute mit einem umgebauten Chevrolet mit Raupenantrieb auf den Hornberg gefahren.»

Fahrzeug mit Schwiegermuttersitz
Ein spezielles Fahrzeug ist «Doctor’s Coupé», ein Rolls-Royce mit Jahrgang 1928. «Damals haben die Ärzte so viel verdient, dass sie sich einen Rolls-Royce leisten konnten», schmunzelte Rölli. Aussen aufmontiert sind ein Werkzeugkasten und ein Kanister. Auch verfügt er über einen Notsitz – den Schwiegermuttersitz, wie man zu sagen pflegt. Beim ausgestellten Fahrzeug wurde dieser Notsitz jedoch umgebaut in einen Kofferraum, damit man genügend Platz hatte für das Material.

Eine weitere Rarität ist der Cord (Jahrgang 1937) mit aufklappbaren Scheinwerfern – das einzige Fahrzeug dieser Art in der Schweiz, wie Fred Rölli erzählte. «Es war das erste Auto in Amerika mit Frontantrieb.» Mit einem Kompressor wurde der Druck erhöht – «heute heisst das Turbo», so Rölli.

Zu viert auf dem Motorrad nach Lauenen
Viele Blicke auf sich zog Lorenz Mösching aus Saanen. Authentisch gekleidet posierte er mit seiner B.S.A – einem Motorrad mit Jahrgang 1934. Das Motorrad sei seit 1955 im Familienbesitz, so Lorenz Mösching. Er sei schon als vierjähriger Bub auf dem Motorrad gefahren, schmunzelte Mösching. Zu viert seien sie von Saanen nach Lauenen gefahren. Die Mutter auf dem Sozius, der Bruder auf einem Kissen zwischen dem Sitz und dem Sozius und er selber zwischen dem Lenker und seinem Vater. «Ich musste mich am Lenker halten.» Er erinnere sich noch, dass seine Hände in der Lauenen jeweils «gramslet» hätten. «Jetzt weiss ich auch wieso. Damals war es noch eine Naturstrasse …» Sein Vater habe ihn immer angewiesen, die Beine gegen aussen zu strecken. Nachdem er sich zweimal die Beine verbrannt hatte, habe er auch gewusst weshalb.

Grosses Wetterglück
Das OK zieht ein positives Fazit. Auch das Wetter hat schlussendlich mitgespielt. «Wir hatten grosses Wetterglück», sagte OK-Mitglied Stefan Ryter. Gemäss Radar sei Freitagabend kein Regen angesagt gewesen, aber in der Nacht auf Samstag habe es geblitzt, gedonnert und heftig geregnet. Es gebe aber einen Plan B. Sämtliche Fahrzeuge könnten in den verschiedenen Autoeinstellhallen – privaten und öffentlichen – eingestellt werden. Zum Glück sei es anders gekommen, so Ryter.

Finanziell rechnet das OK wiederum mit einer schwarzen Null, dank der grosszügigen Unterstützung von Sponsoren und viel Freiwilligenarbeit. Das Budget für den Event beträgt 60’000 Franken. Gedeckt wird es mit den Startgeldern der Teilnehmenden – ein Rundum-Package inklusive Hotelübernachtungen, Verpflegung, Konzertbesuch, Ausflüge, Betriebsbesichtigung usw. – sowie hauptsächlich von zwei Hauptund verschiedenen Nebensponsoren.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y2f8awou


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