BEBike als starke Mountainbike-Interessengemeinschaft
21.01.2022 Sport, Destination, Tourismus, Kanton, Politik, VolkswirtschaftDie Berner Mountainbiker:innen organisieren sich, um im Austausch mit dem Kanton als respektabler Verhandlungspartner aufzutreten.
JENNY STERCHI
Das Mountainbiken erfreut sich in der Schweiz zunehmender Beliebtheit. Gemäss einer Studie von Sport Schweiz sind im Kanton Bern rund 70’000 Zweiradbegeisterte regelmässig auf Trails, Wald-, Feld- und Wanderwegen unterwegs. Doch wer darf wann, wie und wo auf all diesen Wegen unterwegs sein?
Ordnung reinbringen
Mit BEBike wird die Lücke der zurzeit fehlenden kantonalen Anlauf- und Fachstelle geschlossen. Die neu gegründete Interessengemeinschaft setzt sich für das Mountainbiken im Kanton Bern ein. Zum einen werden die Interessen der Bikecommunity gebündelt, um als Einheit in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Zum anderen erhalten die Mountainbiker:innen eine Institution, die gegenüber Behörden und Verwaltung, politischen Organisationen, Grundeigentümern und weiteren tangierten Anspruchsgruppen im Kanton Bern mehr Akzeptanz erhalten wird als der Einzelne. Ausserdem sucht BEBike verträgliche Lösungen für die Bewirtschafter. Miteinander statt gegeneinander lautet das Motto. «Die Interessenvertretung für die Mountainbiker soll nicht auf Kosten anderer gehen», ergänzt Andreas Grünig, Vertreter Netzwerk Berner Regionen im Beirat von BEBike.
Wer ist BEBike?
Neben den hoffentlich zahlreichen Mitgliedern wirken im Vorstand von BEBike Personen mit, welche seit Jahren treibende Kräfte für Mountainbike-Infrastrukturen in den Regionen Thunersee, Emmental, dem Gantrischgebiet, in Gebieten rund um Bern und im Berner Oberland sowie im Gebiet Voralpen sind. Sie setzen sich seit geraumer Zeit für legale Routen und Anlagen ein. Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft unterstützen den Verein als Supporter. Als Präsident amtet der im Kanton Bern bestens vernetzte Hans Ulrich Zwahlen, der vor 26 Jahren Gantrisch Biking mit ins Leben rief. Patrick Bauer, Leiter Destinationsentwicklung bei Gstaad Saanenland Tourismus, ist als Vertreter der Tourismusbranche einer der Mitintianten und seit Beginn Mitglied im Vorstand.
BEBike wurde in Koordination mit unter- und übergeordneten Mountainbike-Organisationen, dem Netzwerk Berner Regionen sowie dem Verein Destinationen Kanton Bern entwickelt und ist das kantonale Bindeglied zwischen der lokalen, regionalen und nationalen Stufe. Von lokalen Mountainbikeklubs wird BEBike sehr begrüsst. Auf nationaler Ebene ist man mit der Interessenvertretung IMBA Schweiz (International Mountain Bicycling Association Schweiz) und SchweizMobil im engen Austausch.
Der Weg zur Interessengemeinschaft
Die Schaffung einer Dachorganisation fürs Mountainbiken war dringend nötig. Denn im Kanton Bern werden die nationale Gesetzgebung (Art. 43 Abs.1 des Strassenverkehrsgesetzes) und die Wanderweggesetzgebung sehr restriktiv zugunsten der Wanderinnen und Wanderer ausgelegt. Gemäss Arbeitshilfe Mountainbikerouten (Tiefbauamt des Kantons Bern) ist eine Koexistenz Wandern-Mountainbike im Kanton Bern nur in absoluten Ausnahmefällen vorgesehen. Andere Kantone haben entschieden, dass sich Wanderer und Mountainbiker die Wege teilen, dass aber die Wanderer immer Vortritt geniessen und die Mountainbiker:innen die entsprechende Rücksicht walten lassen müssen.
Wirtschaftlich und ökologisch ist es unrealistisch, grossflächig zu entflechten und Fussgänger und Mountainbiker:innen auf zwei separate Wege zu leiten. Für hoch frequentierte Wanderwegabschnitte müssen jedoch gemeinsam verträgliche Lösungen gefunden werden, was jedoch nur gelingt, wenn die Ämter für Jagd und Umwelt mitmachen. Die Haltung des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) besagt, dass die Nutzung von Wanderwegen mit Mountainbikes zugelassen ist, wenn dies nicht ausdrücklich durch Verbote signalisiert ist.
Hinzu kommt die Komplexität der Haftungsfragen in Schadensfällen. «Es kann vorkommen, dass bestimmte Schadenfälle von bestehenden Versicherungen nicht übernommen werden», führt Patrick Bauer aus. «Hans Ueli Zwahlen, Präsident von BEBike, ist es gelungen, mit einem Schweizer Versicherer ein umfassendes Versicherungsmodell zu erarbeiten, das für sämtliche Berner Mountainbikeeinrichtungen gilt.»
Ein klares Bekenntnis zum Mountainbiken vonseiten des Kantons Bern fehlt bis jetzt. Dies erschwert die Realisierung von attraktiven Bikeangeboten, die vom Biker auch wirklich genutzt werden. Da viele Gäste sowohl biken als auch wandern, stellt das speziell die Tourismusdestinationen vor grosse Probleme. Auch rund um die Agglomerationen ist es schwer zu verstehen, dass man sich auch auf schwach frequentierten Wanderwegabschnitten eigentlich nicht aufhalten darf.
Das Ziel der Interessengemeinschaft
In die anstehende Änderung des Strassengesetzes, in dem Mountainbikerouten den Velowegen- und -routen möglichst gleichgestellt werden sollen, werden nun grosse Hoffnungen gesetzt. Der Verein BEBike ist starker Befürworter dieser Gesetzesrevision und überzeugt, dass diese für alle Anspruchsgruppen die Grundlage für ein nachhaltiges und koordiniertes Miteinander ist. Präsident Zwahlen ergänzt: «Ziel ist es, dass sich jetzt möglichst alle Berner Mountainbiker:innen bei BEBike oder bei einer bei BEBike angeschlossenen regionalen Organisation registrieren und so dem Mountainbiken im Kanton Bern mit ihrer Vielfalt endlich eine starke Stimme geben. Je mehr Mitglieder wir haben werden, umso mehr ‹Gewicht› erhalten wir.» Die Berner Mountainbiker:innen sollen nicht länger in mountainbikefreundliche Destinationen ausweichen. «Das schont das Klima und das Geld bleibt erst noch im Kanton», so die Bestrebungen laut Pressemitteilung.
BEBike verhandelt und vermittelt nicht nur, sondern leistet auch Aufklärungsarbeit. So sensibilisiert der neue Verein die Mountainbiker:innen mit gezielten Kampagnen, sich rücksichtsvoll zu verhalten und Fahrverbote zu respektieren. «Mit der Schaffung attraktiver Routen kann der sogenannte Wildwuchs, also die eigensinnige und wilde Routenwahl einiger Bikesportler:innen, verhindert werden», schlussfolgert Patrick Bauer.
Mehr Informationen unter www.bebike.org