Saaner siegte beim Swiss Open Contest
08.10.2010 Kultur, Saanen, MusikDer Saaner Dirigent Michael Bach siegte mit der Brass Band Bürgermusik Luzern beim Yamaha Swiss Open Contest. Es war der zweite Sieg des Saaners in Folge.
Michael Bach wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf. Sein Vater Markus S. Bach ist nicht nur Leiter der Musikschule Saanenland-Obersimmental, er war auch Gründer der Brass Band Berneroberland. Somit war es für seine Söhne normal, schon mit jungen Jahren den Musikunterricht zu besuchen. Michael Bach besuchte das Gymnasium Interlaken und studierte anschliessend Sekundarlehrer, kam jedoch nie in die Klassenzimmer, sondern wechselte direkt auf die Hochschule der Künste in Bern und liess sich dort zum Dirigenten ausbilden. Neben seiner Arbeit für die MSSO dirigiert Bach heute die Brass Band Harmonie Saanen und die Brass Band Bürgermusik Luzern, eine Arbeit, die ihm persönlich viel Freude bereitet: «Es ist etwas vom Schönsten, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen kann.»
Die harte Arbeit hat sich gelohnt
Einen Monat lang hat Michael Bach gemeinsam mit den 30 Musikern der Bürgermusik Luzern für den Yamaha Swiss Open Contest geprobt. Verteilt auf ungefähr 14 Proben à je zweieinhalb Stunden kam so ein beachtlicher Zeitaufwand zu Stande: «Ich arbeite lieber einen Monat lang konzentriert mit den Musikern und mache dann drei Wochen Ferien, in denen wir uns ausruhen können.» Diese Taktik sei auch für die Musiker vorteilhaft, besonders für die sechs Familienväter der Brass Band.
Zwei Stücke hat Michael Bach mit der Brass Band für den Wettbewerb einstudiert. Das Aufgabenstück, welches sie schon bei der Anmeldung zugeteilt bekamen, trägt den Namen «Blitz» und wurde 1981 von Derek Bourgeois komponiert: «Da es schon ein älteres Stück ist, war es keine grosse Herausforderung für die Band. Jedoch mussten wir zu der Normalbesetzung von 28 Personen noch zwei zusätzliche Musiker miteinbeziehen, da für das Stück ein weiteres Cornet nötig ist, und gerade bei jungen Musikern ist es immer von Vorteil, wenn sie nicht ganz auf sich alleine gestellt sind.»
Als Selbstwahlstück entschied Bach sich aus guten Gründen für «Les francs juges»: «Die selbst gewählte Komposition muss möglichst spektakulär sein. Mit ‹Les francs juges› konnte die Band der Jury ihr musikalisches Können zeigen. Zudem schien das Stück für die Musiker sehr gut geeignet zu sein.» Bachs Gefühl erwies sich als richtig, denn dank seiner Wahl gewannen sie schlussendlich nicht nur den Wettbewerb, sie durften auch den Zusatzpreis für das beste Selbstwahlstück mit nach Hause nehmen und gewannen somit zusätzliche 1000 Franken.
Knapper Sieg mit einem Punkt Vorsprung
Am 25. September trafen sich die zehn besten Brass Bands der Schweiz im «Salle blanche» des Kultur- und Kongresszentrums Luzern. Am Morgen präsentierte jede Band das vorgegebene Teststück einer verdeckten Jury. Die fünf Juroren wussten also weder, wer gerade am Spielen war, noch konnten sie die Musiker sehen. Somit wurde gewährleistet, dass sie rein nach ihrem Gehör urteilten. Die Punktgebung von «Blitz» fiel weniger gut für Michael Bach aus; am Morgen lag er mit zwei Punkten im Rückstand auf die Walliser Brass Band 13 Etoiles.
Die selbst gewählten Stücke wurden am Nachmittag vorgeführt, jedoch nicht in der selben Reihenfolge wie am Morgen, um auch ganz sicher zu gehen, dass die Jury unabhängig der Teilnehmer entschied. Hier konnten Michael Bach und seine Brass Band mit «Les francs juges» die Juroren überzeugen und erreichten drei Punkte mehr als ihre Walliser Konkurrenten. Am Ende des Tages hatten sie sich mit einem Total von 351 Punkten den Sieg geholt – gerade mal ein Punkt Vorsprung auf die Brass Band 13 Etoiles: «Natürlich hatten wir auch ein wenig Glück, aber das gehört ja auch immer dazu.»
Michael Bach durfte am Ende des Tages zum zweiten Mal den Siegerpokal entgegennehmen und gewann zudem eine Posaune im Wert von 6500 Franken. «Dieser Sieg bedeutet mir fast mehr als derjenige im 2009», sagt Michael Bach, «letztes Jahr kam ich gerade neu zu der Brass Band Bürgermusik Luzern und der Sieg des Yamaha Swiss Open Contest war eine grosse Überraschung. Nun haben wir schon ein Jahr zusammen gearbeitet und uns aneinander gewöhnt. Zudem war 2010 die Konkurrenz auch bedeutend härter.»
Nächstes Ziel:
Schweizermeisterschaft
«Meine Arbeit als Dirigent könnte man fast ein bisschen mit der eines Fussballcoaches vergleichen», schmunzelt Michael Bach, «ich habe ein Spitzenteam von Musikern, welche auch ohne mich Krach machen könnten. Daher sehe ich mich selbst mehr als Motivator. Natürlich muss ich auch organisieren und nach dem Rechten schauen, aber das meiste machen sie von alleine.» Die meiste Arbeit erledige er instinktiv und könne daher auch selbst nicht wirklich beurteilen, ob die nun gut oder schlecht sei: «Das ist halt meine Art. Ich entscheide aus dem Bauch heraus.»
Als nächstes Ziel hat sich der Berufsmusiker die Schweizermeisterschaft der Brass Bands im November gesetzt. Letztes Jahr ist er mit der Bürgermusik Luzern knapp am Sieg vorbei auf den zweiten Platz gerutscht. Doch dieses Jahr hat Bach ein Ass im Ärmel: «Wir haben extra für die Schweizermeisterschaft ein Stück komponieren lassen, welches perfekt zu unserer Brass Band passt. Deshalb hoffe ich, dass wir siegen werden und somit nächstes Jahr am Europäischen Brass-Band-Wettbewerb, welcher übrigens auch in der Schweiz stattfindet, teilnehmen dürfen.»