Wie gseh Ängel uus ??
13.12.2023 LeserbeitragFür die Weihnachtsbeilage haben wir viele tolle Geschichten erhalten, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Bis Weihnachten präsentieren wir Ihnen alle, damit Sie sich auf die Feiertage einstimmen können. Nachfolgend eine Weihnachtsgeschichte von Alfred Liechti aus Zweisimmen, der diese Geschichte vor 22 Jahren für seine Enkelkinder geschrieben hat.
E chli e angeri Wiehnachtsgschicht für Chind vo 5 bis 95 Jahr.
I der Schuel u im Chindergarte, überall hei d’Ching Ängel baschtlet, u ds Mami het us der Trucke im Eschtrich no der Holzängel uspackt, wos einisch het übercho, öppe ir dritte Klass. Dä wotts de bim Wiehnachtsboum vorne häre stelle. Aber jede Ängel gseht anders uus. Carla, di elteschti, het e wunderschöne Ängel us Goldfolie baschtlet, wo im Liecht schön glänzt u glitzeret. Der Luca, der zwöiteltischt, het eine us emene schwarze Karton usegschnitte. Är het nume d’Umrisse la stah u farbigs Transparäntpapier hinger dra kläbt. Dä gseht würklech schön uus. Der Yoyo, är isch der mittlischt, het eine us Ton knättet, mit emne Chleid bis a Bode abe, eso läng, dass me d’Füess gar nümme gseht. Der Elin als vierte, het im Chindsgi e Ängel zeichnet wo d’Flügel u d’Arme usbreitet u chunnt cho z’flüge wine Düüsetschet.
«Di Ängel het ja nidemal Flügle» lachet Carla u luegt em Yoyo si Lätängel kritisch aa. «Ängle bruuche kener Flügle!», git der Yoyo toube zrügg, «die flüge o soo!». Carla lachet witer, u o der Luca cha ds Grinse nid verchlemme. « E Motor heter ömu o nid», kommentiert der Elin u faht o aa gigele. «Möff!» brummlet der Yoyo u wird no zorniger.
Nume ds Mami lachet nid. Es isch sogar e chli ergerlech. «Machet nech nume luschtig», seit’s, «dir heit ja alli scho mängisch e Ängel gsee u wüsset genau, wie die usgsee.» Carla u der Luca höre uuf lache. Ds Mami het eigentlech rächt. «We si so lieb würde usgsee wie dine» seit ds Mami zur Carla, «de hätte sech d’Hirte denn z’Bethlehem sicher nid so gfürchtet!» «Vor dim aber o nid» seit da der Elin u luegt derbii Mami’s Holzängel aa, wo d’Gina, di jüngschti, grad chlei mit ihm schpilt. «Ja», seit der Luca, «u Flügle heter o, u uf allne Bilder woni kenne, hei Ängel Flügle!»
«Was meinsch?» fragt ds Mami, «Bilder oder Fotos?» «Bilder natürlech», lachet der Luca, «Ängel cha me doch nid fotografiere!» «Äbe, Bilder», seit ds Mami, «u die Maler hei genau gwüsst, dass si Flügle hei?» «Weisch, Mami», mischet sich Carla i, «die Maler hei sech doch das eso vorgschtellt, u will d’Ängel vom Himmel zu de Mönsche si cho, bruuche si äbe Flügle!» «He ja», dopplet der Luca nache, «si hei di Ängel ömu nid eifach chönne la erschiine u wider la verschwinde, wie im Ruumschiff Enterprise!» Der Luca merkt sälber, dass si Vergliich nid so guet achunnt. Aber ds Mami het ganz ärnscht druuf g’antwortet. «Es isch nid dümmer als das mit de Flügle» seit’s, «nume, anes Ruumschiff hei d’Maler denn no nid dänkt, u kene het würklech en Ängel gsee.» «Aber es git doch Ängel?» fragt d’Gina schüüch u het fasch es Träneli i de Ouge. Itze luege alli ds Mami ganz gspannet aa. «We der Liebgott e Botschaft für d’Mönsche het, de schickt er Ängel zuene abe» verzellt ds Mami witer, «Ängel si d’Bote, oder d’Brieftreger vo Gott!» «U de fragsch Du mi nach Foto vo Ängel?!» rüeft der Luca. «Jää, me weiss nie, ob me nid doch scho amene Ängel begägnet isch», antwortet ds Mami liisli, «Gott cha o Ängel zu üüs schicke, wo exakt wie mir Mönsche usgsee. Vilech begriffe mer ersch vil schpeter, dass es würklech sini Bote si gsii, wo Gott zu üüs uf d’Wält gschickt het!» «Hesch de Du es Foto vomene Ängel?» fragt der Yoyo hübscheli u isch kes Bitzeli me toube. Ds Mami reicht hurti ds Lexikon, das isch ganz es gschiids Buech, u bletteret drinne. «Das chönnt eine gsii si» seit’s plötzlech, «der Albert Schweitzer. Das tönt nach Schwiz, aber är isch usem Elsass gsii. Är isch zu de Schwarze nach Afrika gange, zu de ganz Arme, nach Lambarene. Hüt heisst das Gabun. Dört het är es Spital ufboue u sis Läbe lang alles für di arme Mönsche gmacht, woner het chönne. Im Jahr 1951 het er der Fridenspriis vom dütsche Buechhandel u im 1952 der Fridensnobelpriis übercho. Ds Gäld vo dene Prise, meh als e Million Franke, het är grad wider für di Arme bruucht.»
D’Gina het nid rächt zueglost. Si isch im Zimmer desume ghüpft, het mit de Arme uf u ab gfuchtlet u derzue trälleret: «I bi es Ängeli, i bi es Ängeli.» «Ja, u wet uf der Nase landisch, bisch es Bängeli», lachet Carla.
Der Luca nuuschet sider im Lexikon. Ufzmau luegt er uf enes angers Foto. «Die kenneni, das isch doch d’Mueter Theresa», rüeft er, «si hilft doch de Chranke z’Indie.» «Vieli sägere o Ängel vo de Arme», nimmt d’Carla der Fade uf, «aber das seit me sicher nume eso!» «Bisch sicher?» fragt ds Mami, «solang mer alli nid sicher wüsse, wie d’Ängel würklech usgsee, müesse mer üs doch mit dene behälfe, wo mer hie hei!» Ganz süüferli nimmt si der Chnätängel vom Yoyo i d’Hand. «Gfaut er dir?» fragt der Yoyo, «ig hane äxtra für di gmacht!» «Danke, dä isch sehr schön», strahlet ds Mami, «drum stelle ne grad näbe mi Holzängel! De gsee mer grad zwee verschideni, aber wunderschöni Ängel näbenang!» «U de mine?» fragt der Luca. «Dä stelle mer dört uf ds Gstell, mit emne Cherzli derhinder», seit ds Mami, «u er Carla ihre dernäbe, de chöi mer bim Ässe beid immer wider aaluege u Fröid ha dranne.»
Eso hei sis gmacht, u em Elin si zeichnet Ängel het ds Mami a d’Wand kläbt. Dört gseht er no ersch rächt us wine Flüger am Himmel. Es Zytli schpeter, wos bi de Ching verdächtig ruehig isch gsii, isch ds Mami ga glüssle. Was hets ächt gsee? Alli si umenes Foto vom Mami grüppelet, u d’ Carla het ihm grad es paar Flügel aazeichnet. Hübscheli het ds Mami Türe wider zueta u isch seelig i d’Chuchi gschwäbt.