Katzige Weihnachten

  06.12.2023 Leserbeitrag

Für die Weihnachtsbeilage haben wir viele tolle Geschichten erhalten, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Bis Weihnachten präsentieren wir Ihnen alle, damit Sie sich auf die Feiertage einstimmen können. Nachfolgend eine Weihnachtsgeschichte der zehnjährigen Andrea Friedli, die über Wildkatzen an der Lenk geschrieben hat.

Es war 9 Uhr morgens. Die Morgensonne glitzerte über den frischen Schnee und es schneite leicht. Es war ganz still. Greta, eine schwarz-weisse Wildkatze, lief schnell unter einen grossen Baum. Sie mochte Schnee, aber nur den am Boden. Sie hatte Angst, eingeschneit zu werden. Solange sie sich bewegte, konnte das nicht passieren. Greta war jung und glaubte an vieles. Davon waren sehr viele Dinge erfunden und gar nicht möglich. Das war Greta egal. Ihre Mutter Schnurrli versuchte sie zu überzeugen, dass es nicht möglich war, eingeschneit zu werden. Gretas Bruder Geri jagte die Schneeflocken. Geri war verspielt und hatte überhaupt keine Angst, eingeschneit zu werden. Jedoch hatte er Angst vor Menschen, die er nicht kannte.
Geris und Gretas Vater Cookie waren auf der Jagd. Es war wichtig, dass Cookie jagen ging, weil sonst Greta, Geri und Schnurrli verhungerten. Geri und Greta waren noch zu klein, um zu jagen und konnten noch nicht mithelfen. Schnurrli musste auf Geri und Greta aufpassen. Sonst machten die beiden nur Mist.


Es hatte aufgehört zu schneien. Greta stupste mit der Pfote immer weiter Schnee an. Das machte sie so lange, bis die Schneekugel grösser war als sie. Blitzschnell machte Geri es ihr nach, bis sie zwei gleichgrosse Schneekugeln hatten. Die beiden Schneekugeln lagen so zusammen, dass es fast wie ein Iglu aussah, nur etwas kleiner. Schnurrlis Schneeball bildete die Rückseite des Iglus. Greta lief hinein und legte sich hin. «Wenn der Boden mit Gras oder Laub ausgelegt wäre, könnte man es als Höhle benutzen», dachte Greta.
Was die Wildkatzen nicht wussten, war, dass ihnen gerade ein fünfjähriges Mädchen zugeschaut hatte. Staunend stand es am Fenster und beobachtete Geri, Schnurrli und Greta. Das Mädchen hiess Mia, hatte dunkelbraune Haare und grosse braune Augen. Cookie kam von der Jagd zurück. Er stutzte und sah Mia. «Mensch in Sicht! Mensch in Sicht!», miaute er und knurrte leicht.


Sofort versteckten sich Geri, Greta und Schnurrli. Aber Cookie blieb, wo er war. Da packte ihn ein Mann mit braunen Haaren am Kragen und ging auf das Haus zu, das am nächsten beim Wald stand. Dort wohnte er – Paul – zusammen mit seiner Frau Mila und ihren beiden Kindern. Bob war der Babybruder von Mia, der gerade seine erste Weihnacht erlebte.


Cookie strampelte wie verrückt, aber Paul lies nicht los. Im Haus flüchtete Cookie direkt in den Keller. Hilfesuchend miaute er nach Schnurrli, Geri und Greta, die ihn aber nicht hörten. Mia kam die Treppe hinunter und legte einen Teller, auf dem ein dickes Steak lag, vor ihn hin. «Friss Kätzlein, friss!», sagte Mia. «Pffff Kätzlein, sieht sie nicht, wie gross ich bin?», dachte Cookie. Natürlich konnte Mia ihn nicht verstehen und sie ging wieder hoch. Verärgert knurrte Cookie, wenn auch ganz leise. Doch plötzlich hörte er ein hohes Knurren, dann ein Fauchen. Paul kam die Treppe hinunter… Und was zappelte da in seinen Armen? Ja genau, Greta! Als sie Cookie sah, schnurrte sie. «Hier, damit du nicht allein bist», sagte Paul.


Blitzschnell lief Greta zu Cookie und stiess ihren Kopf gegen seinen. «Wir müssen über Weihnachten so tun, als ob wir zutrauliche Hauskatzen wären», miaute Cookie. «Okay», antwortete Greta mit einem kurzen «Miau». Greta und Cookie haben zusammengekuschelt auf dem kalten Kellerboden geschlafen und das Steak, das ihnen Mia gegeben hatte, aufgefressen. Vor fünf Minuten hatte ihnen Paul Wasser gebracht, damit sie nicht verdursten. Heute war Weihnachten und Cookie musste die ganze Zeit an Schnurrli und Geri denken. 
Auch für Wildkatzen war es etwas besonderes, Weinachten zu feiern. Cookie, Geri, Greta, Schnurrli und die anderen Wildkatzen, die es hier an der Lenk gab, sassen jedes Jahr auf der Lichtung und schauten aus sicherer Entfernung zu. Sie erfreuten sich an den schönen Weihnachtsliedern, die sie durch die Fenster hörten. 


Aber heute mussten Greta und Cookie den Weihnachtstrubel und die Weihnachtslieder mit ihren empfindlichen Ohren ganz nah mit anhören… Das kann für Katzen unangenehm werden, da sie ein viel besseres Gehör haben als wir Menschen.
Die Menschen packten am Weihnachtsabend freudig ihre Geschenke aus, feierten zusammen und assen etwas Leckeres. Einige bekamen unerwarteten Besuch. Und mittendrin waren Cookie und Greta. Die beiden lagen auf der obersten Stufe der Treppe und sahen den Schneeflocken zu, wie sie am Fenster tanzten und hörten Mia zu, wie sie Weihnachtslieder sang.


Um 22 Uhr gingen Mia, Mila, Bob und Paul raus auf die Terrasse und vergassen die Tür zuzumachen. Blitzschnell huschten Cookie und Greta durch die Tür und rannten auf die im Mond glitzernde Lichtung, auf der alle Wildkatzen sassen, und die Menschen beobachteten. Die Wildkatzenfamilie war wieder vereint, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Andrea Friedli ist zehn Jahre alt, besucht die fünfte Klasse der Volksschule Lenk und das Geschichtenschreiben ist ihr grosses Hobby. Ihr Berufswunsch ist Autorin.
 


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