«Vehschau» im Museum
16.06.2022 Ausstellung, SaanenDerzeit sind im Museum der Landschaft Saanen Modellkühe aus der ganzen Schweiz ausgestellt. Für die Kinder gibt es einen Museumsparcours. Wer alle Posten findet, wird mit einer kleinen Überraschung belohnt. Die Ausstellung dauert bis zum 16. Oktober.
ANITA MOSER
Im Volksmund sagt man, in Saanen gebe es genauso viele Kühe wie Einwohner. Aktuell dürften es etwas mehr Kühe sein … Das Museum widmet nämlich seine 35. Ausstellung der Kuh. Oder besser gesagt der Modellkuh, der Spielzeugkuh. Rund 400 Exponate – die meisten aus Holz und auch schon abgegriffen – sind noch bis Mitte Oktober ausgestellt. Zu sehen sind Exponate aus den Sammlungen von Olivier Dupraz aus Meinier (Kanton Genf), Martin Schwarz aus Zürich und von den einheimischen Sammlern Hanskurt Hauswirth, Franziska Haldi, Heini und Regula Hauswirth sowie Jacqueline und Stephan Jaggi.
Schon lange in den Köpfen
Die «Vehausstellung» ist die 35. Ausstellung in den 23 Jahren, seit es das Museum der Landschaft gibt. «Die Kuhausstellung war schon lange in unseren Köpfen», betonte Stephan Jaggi anlässlich der Vernissage am vergangenen Samstag. «Wir haben uns vor allem auf Spielkühe konzentriert. Die meisten sind gebraucht, abgenutzt, zum Teil geflickt.» Auch er habe als Bub auf dem «Studeli» mit Kühen – hergestellt aus Ästen und Tannenzapfen – gespielt, erzählte Jaggi. Anders Kuratorin Franziska Haldi: Als Stadtpflanze habe sie keine grosse Ahnung gehabt von Landwirtschaft und Kühen, erzählte sie den Vernissagebesuchern/innen. Das habe sich 1965, als sie als Primarlehrerin nach Gstaad gewählt worden sei, geändert. Von den Kindern habe sie viel Fachwissen und saanendeutsche Fachausdrücke gelernt. Und später auch von ihrem Schwiegervater, einem Viehzüchter. Franziska Haldi ist fasziniert von den ausgestellten Kühen: «Jede Kuh hat eine Geschichte, hat einem Kind gehört oder einem Sammler. Wenn die Kühe erzählen könnten …»
«Das ist Heimat»
Die Kühe können zwar nicht erzählen, aber ihre Besitzer. Der Genfer Olivier Dupraz hat keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft, er arbeitet in der Bankenbranche. Kühe sammelt er seit 1985, derzeit besitzt er über 1000 Exponate. «Das ist Heimat, das ist Schweiz», antwortete er auf die Frage, was ihm die (Modell-)Kühe bedeuten. Angetan haben es ihm vor allem – aber nicht ausschliesslich – die Appenzeller Kühe. Angefangen hat seine Sammelleidenschaft mit dem Kauf einer Rechsteiner-Sammlung. Das älteste Modell – eine liegende Holzkuh aus dem 18. Jahrhundert – hat er in einer Apotheke in Appenzell erstanden. Einmal gesehen, habe sie ihn nicht mehr losgelassen. Fünf Jahre später konnte er sie endlich sein eigen nennen. Seine Frau habe nur den Kopf geschüttelt. Ob über seine Hartnäckigkeit, das Sammlerstück oder dessen Preis liess er schmunzelnd offen …
«Wertvoll sind sie alle»
Martin Schwarz aus Zürich hat es vor allem das Brauchtum, die Landwirtschaft angetan. Er sammelt bemalte Möbel, Glas, Keramik und selbstverständlich auch Kühe – von überall. Mittlerweile besteht seine Modellkuhsammlung aus rund 200 Exponaten. Seine Sammelleidenschaft für Holzkühe wurde in den 1980er-Jahren entfacht. Anlässlich eines Besuches der Salzburger Festspiele – der gebürtige Berner Oberländer war lange Jahre Geiger in einem Zürcher Kammerorchester – lernten seine Frau und er ein älteres Ehepaar kennen. «Den Mann heimelte offenbar mein Berndeutsch an», mutmasste Martin Schwarz. Der freundliche Herr habe sie für den nächsten Tag spontan zu einem Apéro in sein Altstadthaus eingeladen. «Und da stand sie in einer Vitrine nebst anderen Sammlerstücken: die wunderschöne geschnitzte Simmentaler Kuh.» Er habe sich sofort an einem Kauf interessiert gezeigt. Allerdings sei es dem Besitzer sehr schwergefallen, sich von seiner Schweizer Kuh zu trennen. «Aber nach langer Verhandlung konnte ich sie tatsächlich kaufen – allerdings musste ich ordentlich tief ins Portemonnaie greifen …», erinnerte sich Schwarz. Aber wertvoll seien für ihn eigentlich alle Kühe, egal, welchen materiellen Wert sie haben mögen.
Museumsparcours für Kinder
Für die Kinder haben sich Regula und Heini Hauswirth etwas Besonderes einfallen lassen – einen Parcours. Insgesamt müssen bei diesem Postenlauf im Museum 61 Kühe gefunden werden. Wer alle Posten löst, wird mit einer kleinen Überraschung belohnt.
Die Ausstellung «Vehschau im Museum» dauert bis zum 16. Oktober. Öffnungszeiten siehe unter http://www.museum-saanen.ch