Traditioneller Scherenschnitt neu erdacht
15.03.2022Er tüftelt nach neuen Methoden und Sujets: Ein paar seiner bemerkenswerten Scherenschnittbilder stellt Marc Schweizer im Galerie-Restaurant Hüsy in Blankenburg aus.
LOTTE BRENNER
Der 35-jährige Scherenschneider aus Zweisimmen macht als gefeiertes Nachwuchstalent im In- und Ausland mit seiner Art, das Traditionelle neu zu interpretieren, auf sich und sein Werk aufmerksam. Bereits mit acht Jahren befasste er sich, von seiner Mutter zum traditionellen Simmentaler Kunsthandwerk inspiriert, mit Schere und Papier. Gelernt hat er Hochbauzeichner, nach eigenen Aussagen, weil er schon früh die Liebe zum präzisen Arbeiten entdeckt hatte. Die Weiterbildung zum Architekten schloss er 2013 ab. Auf mehrmonatigen Fernwanderungen entstanden statt Tagebucheinträge unzählige Eindrücke in Papier geschnitten.
Nach dem Beitritt in den Verein Scherenschnitt Schweiz 2016 und einem Preis als eines der besten Nachwuchstalente der Schweiz folgten Ausstellungen im In- und Ausland. So nahm er beispielsweise unter anderem an der internationalen Papier-Biennale in Schanghai teil. Gegenwärtig läuft nebst der Ausstellung im Hüsy eine weitere in Berlin. Von dort aus gehen die Werke dann nach Wien.
Strukturen genau studiert
Strukturen wie ein Holzmaser, das Vogelgefieder, Blütenrosetten oder das Lametta von allerlei Pflanzen beschäftigen Marc Schweizer besonders. Er studiert und verarbeitet sie minutiös und mit Engelsgeduld. So haucht er seinen Darstellungen Leben ein. Ein gutes Beispiel dafür ist das Kuhporträt: Der Gesichtsausdruck der Kuh berührt. Fasziniert ist der Betrachter auch durch das kunstvoll geschmeidig zarte Federkleid der Hühner – zum Anfassen echt.
Ob schwarz-weiss oder farbig, mit Blattgold oder anderen Materialien kombiniert: Die Bilder von Marc Schweizer sind so vielfältig, dass ein längeres Verweilen unablässig ist. Der junge Scherenschneider ist stets auf der Suche nach Neuem. So begegnet man in seinen Bildern nebst traditionellen Sennhütten auch mal eine urbane Häuserreihe. Bemerkenswert «anders» sind die Wolken, die sich über einer heilen Scherenschnittwelt zusammenballen. Seine Details von Sujets und Ziermustern sind so faszinierend genau, und seine Suche nach neuen Wegen macht neugierig.
Die Ausstellung im Hüsy Blankenburg dauert noch bis am 24. April. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr.