RANDNOTIZ
11.03.2022 LeserbeitragKönnen die das?
ANITA MOSER
Haben Sie gewusst? Heute ist der Welttag der Rohrleitungen, gestern war der Tag der Barbie-Puppe. Eigentlich halte ich nicht viel von diesen Welttagen. Viele sind schlicht absurd, aber zum Glück nicht alle. Der 8. März ist der Weltfrauentag. Im Schweizer Radio erzählten Hörerinnen und Hörer von weiblichen Vorbildern oder von Pionierinnen. Eine «Luftpionierin» war Regula Eichenberger. Sie war schweizweit die erste Linienpilotin – und das erst 1983, zwölf Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene.
Eine Pionierin bin ich nicht, und wenn, dann im Miniminiformat. Ich war Mitte der 1970er-Jahre in meinem Lehrbetrieb der erste weibliche «Stift» – damals war Schriftsetzer noch ein Männerberuf, auch körperlich anstrengend. «Cha das pringe Meitli das?», haben sich meine Eltern vor der Unterzeichnung des Lehrvertrags gefragt. «Es hets chönne». Einzig beim Heben der schweren Setzkästen war ich auf die Hilfe meiner männlichen Kollegen angewiesen. Ein Privileg hatte ich gegenüber meinen Oberstiften: Nach dem Gautschen im Dorfbrunnen im 14 Grad kalten Wasser liessen mir die Seniorpatrons in ihrer Wohnung, die über dem Betrieb lag, ein warmes Bad ein…
Die Zeiten haben sich geändert. Heute sorgen Frauen in «typischen» Männerberufen kaum mehr allein aufgrund ihres Geschlechts für Schlagzeilen. Eher umgekehrt. Männer in «typischen» Frauenberufen fallen (noch) auf, zum Beispiel der Kindergärtner. Es bleibt zwar noch viel zu tun, aber die Gleichstellung macht Fortschritte. Und wir Frauen haben längst bewiesen: Wir können das!