So wird offenbar die nächste Landesausstellung im Jahr 2032 bezeichnet. Da kommen Erinnerungen an die CH 91 auf.

Es war an einem ruhigen Tag im Frühsommer 1985 und es klopfte an meiner Bürotür im ersten Stock des Bernerhofs in Bern, dabei war es noch nicht einmal 14 Uhr. Unpünktlich… das passte zu diesem «Seepark-Müller» genannten Architekten aus Zürich. Er hatte sich telefonisch gemeldet und war – wie ich auch – Mitglied der Kommission CH 91, welche unter der Leitung von Nationalrat Alois Hürlimann im Auftrag des Bundesrats ein Konzept für die Landesausstellung 1991 in der Zentralschweiz ausarbeitete. Der Kommissionspräsident hatte an der letzten Sitzung entschieden, die Mitglieder sollten ihre allenfalls bereits vorhandenen Ideen und Konzepte für das grosse Ereignis der Einfachheit halber und baldmöglichst bei mir im Büro abliefern. Als Informationschef des Eidg. Finanzdepartements sei ich geradezu prädestiniert, um eine Übersicht der zweifellos zahlreich vorhandenen und kostspieligen Konzepte für das grosse Projekt der nächsten Schweizerischen Landesausstellung anzufertigen.

Warum der Präsident gerade auf mich kam? Keine Ahnung. Gut, es hatte vielleicht damals schon mit der alten Erfahrung zu tun, dass die Arbeit immer dorthin gehen sollte, wo sie auch erledigt würde – oder so ähnlich.

Der Architekt aus Zürich klopfte nochmals, ich öffnete eilends die Tür, begrüsste den Herrn Müller und wir setzten uns an den Tisch, einander gegenüber. Beidseits gaben wir ein paar belanglose Bemerkungen zum Besten, bis er das Geplänkel abrupt unterbrach.

«Losezi», begann er und erklärte in wohlgesetzten Worten, wie abgrundtief diese mit übersteigertem Selbstbewusstsein ausgestatteten Landesausstellungen doch aus der Zeit gefallen seien. Da werde die Uhren- und Schoggi-Schweiz doch nur noch als stabilste und weltbeste Demokratie in einer fantastischen Landschaft voller gutgelaunter, friedlicher und neutraler und überdies sehr sprachgewandter schweizerischer Menschen abgefeiert. Ein grandioser Popanz sei das geworden und mehr nicht.

Meine schon relativ beunruhigte Frage nach einer Idee, ob und wie man dieser lamentablen Situation Herr werden und sie meistern könnte, beantwortete Herr Müller, indem er mit beiden Händen den kleinen Tisch umklammerte, seinen Kopf bedrohlich dem meinen näherte und dabei festhielt: «Herr Sigg, ich könnte ihnen hier sieben Furz-Ideen auf den Tisch knallen. Aber es braucht gar keine Ideen, sondern es braucht eine Lösung des Problems!» Verzweifelt bat ich ihn, mir diese Lösung zu verraten.

«Sie ist ganz einfach und erst noch typisch schweizerisch.» Ich nahm den Kugelschreiber und ein Blatt Papier.

Er lehnte sich zurück und sprach langsam und deutlich: «Sie müssen gar nichts aufschreiben. Denn wir verkaufen die Schweiz. Den Tessin nach Italien. Die Suisse romande nach Frankreich. Bei der deutschsprachigen Schweiz ist es etwas schwieriger, weil wir drei potenzielle Kunden haben: Baden-Württemberg, die Bundesrepublik Deutschland oder Österreich. Wir werden natürlich nur an den Meistbietenden verkaufen.

Der Ertrag – das Geld – aus dem Verkauf der Schweiz wird anteilsmässig an alle derzeitigen Bewohnerinnen und Bewohner ausbezahlt. Das sind – sagen wir – gegen sieben Millionen. Dann erhält jeder und jede, ob klein oder gross, ob Schweizer oder Ausländer mit Aufenthaltsbewilligung und je nach ausgehandeltem Kaufpreis für die ganze Schweiz, zwischen 26’000 und 29’500 Schweizerfranken bar auf die Hand ausbezahlt.»

Er lehnte sich zurück, stand auf und verabschiedete sich. Danach führte die Kommission ein paar Sitzungen durch und beschloss ein «Bündel von Ereignissen» in der Innerschweiz. Heute noch kann man auf Wikipedia nachlesen:

Das «Bündel von Ereignissen» kam nicht zustande, als am letzten Aprilsonntag 1987 auch die Kantone Obwalden, Nidwalden, Schwyz, Zug und Uri die benötigten Kredite ablehnten.

Mit der Folge: NO EXPO.

OSWALD SIGG

JOURNALIST, EHEMALIGER BUNDESRATSSPRECHER oswaldsigg144@gmail.com

NEXPO

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