In der letzten Woche vor den Frühlingsferien konnte – nach langer Coronapause – in der Schule Saanen endlich wieder eine Projektwoche mit klassendurchmischten Gruppen durchgeführt werden. In der Kunstwoche lernten die Kinder verschiedene Künstler kennen und legten selbst Hand an Pinsel, Farben und Druckrollen.

Ob die Schüler und Schülerinnen nach dem Osterwochenende vom Eierbemalen noch in Übung waren oder ob die Kinder per se eine künstlerische Ader haben, kann nun nicht abschliessend beurteilt werden. Tatsache ist, dass unsere Schüler und Schülerinnen in der Kunstwoche fantastische Werke herstellten, und zwar von den Jüngsten im Kindergarten bis zu den Ältesten in unserer Schule, den Sechstklässlern.

In je vier unterschiedlichen Workshops in der Unterstufe und in der Mittelstufe konnten sich die Kinder ab Osterdienstag jeden Morgen in ein neues Thema oder in die Techniken eines neuen Künstlers vertiefen.

So legten die Kinder im Kindergarten Hundertwassers Spiralen nach oder bauten aus Bauklötzen ein Hundertwasserhaus. Im Kindergarten nebenan waren Kandinskys Formen das Hauptthema und die jungen Künstler und Künstlerinnen schufen erst ein eigenes Werk, bevor dann ein grosses Gemeinschaftswerk aus Kreisen entstand. In der ersten Klasse war Matisse zu Besuch. Matisse, der – nunmehr in die Jahre gekommen – in einen Rollstuhl sitzt und nicht mehr den Pinsel schwingt, sondern mit der Schere hantiert. Wandelnd auf seinen Spuren, schnitten die Kinder Figuren aus und beklebten damit ein Leporello – das Positiv auf der einen Seite, das Negativ auf der anderen. In der zweiten Klasse schliesslich wurde es sehr ordentlich. Hier wurde Kunst aufgeräumt, die Becher wurden farblich sortiert, die Stifte ebenso und sogar die farbigen Blätter. Aus denen rissen die Kinder für ihr Kunstwerk kleine Schnipsel, die sie dann zu einer Figur zusammenstellten und aufklebten. Die Schüler und Schülerinnen der Mittelstufe ihrerseits besuchten das hauseigene Museum. Was ist Kunst? Ist eine rote Fadenspule auf einem Sockel und unter einer Glasglocke Kunst? Anhand diverser Fragen näherten sich die Kinder der Thematik von verschiedenen Seiten und erhielten ebenfalls einen Einblick in die verschiedenen Kunstepochen. Der zweite Teil dieses Workshops führte die jungen Künstler in die Natur. Tannzapfen, Flechten, Moose, Äste und diverse andere Naturmaterialien wurden im Workshop Land-Art zu einzigartigen Kunstwerken zusammengefügt.

Dass Kunst nicht zwingend darstellend sein muss, entdeckten die Kinder im Zimmer der 3./4. Klasse. In Erinnerung an einen Künstlerfreund schuf der Komponist Mussorgski zu dessen Gemälden und Zeichnungen Musikstücke. Die Schüler und Schülerinnen tauchten in die Musik ein, tanzten und bewegten sich zur Programmmusik.

Im nichttextilen Werkraum lagen unter anderem Kartoffeln und Korken auf den Werkbänken. Natürlich ist auch Kochen eine Kunst, jedoch war sie nicht Thema dieses Workshops. Hier wurden Stempel hergestellt, und zwar nicht nur aus Kartoffeln und Korken, sondern auch aus Karton, Holz und sogar aus Linolplatten. Verständlich, dass ein Motto dieses Workshops war, ohne Verletzungen zu arbeiten.

Der letzte Workshop schliesslich widmete sich ebenfalls Hundertwasser. Für ihre jüngeren Kameraden und Kameradinnen hatten die Kinder der 6. Klasse eine Präsentation über den Künstler erstellt und sie referierten mehr oder weniger nervös über sein Leben und Wirken. Als die Kinder mit den typischen gestalterischen Elementen vertraut gemacht worden waren, machten sie sich nach einer kurzen Übungsphase an die Arbeit und schufen für ihre Kunstschachtel ein modernes Gemälde mit Zwiebeltürmen, Spiralen, Linien, Linien und Linien …

Wie eingangs erwähnt, schufen alle Schüler und Schülerinnen wundervolle Werke und wenngleich einige zuerst noch an ihrer Kreativität gezweifelt hatten, merkten sie doch auch bald, dass das Experimentieren Spass macht und den Horizont erweitert. Am Ende jedenfalls schienen auch die grössten Zweifler stolz auf ihre Arbeit zu sein.

LEHRERSCHAFT SCHULE SAANEN