Letztes Wochenende fanden in Château-d’Oex die 6. Scherenschnitt-Tage statt. Über 40 Papierschneider/innen aus der ganzen Schweiz, ja sogar aus dem Ausland, trafen sich, um ihre Werke an den schön dekorierten Ständen zu präsentieren.

Fasziniert schaute eine grosse Schar von Besuchern den Künstlern und Künstlerinnen über die Schulter. Gewandt wurde gefaltetes Papier bearbeitet. Viele der zeitgenössischen Papierschneider/innen benutzen neben der Schere auch den Cutter.

Alpine Themen sind nach wie vor populär und viele Schneider werden von den traditionellen Werken inspiriert. Aber viele Scherenschnittkunstschaffende versuchen, den herkömmlichen Rahmen der Scherenschnitt-Traditionen zu sprengen. Daher war am Wochenende eine schier unglaubliche Vielfalt an Werken zu bestaunen, von farbigen Collagen, bis zu aussagekräftigen Motiven aus Variationen mit Hell und Dunkel. Exaktheit und saubere Kleinstarbeit, die nur mit grosser Ausdauer und Geduld erreicht werden können. Die Feinheit allein reicht aber nicht. Sie kommt erst richtig zur Geltung, wenn sie kombiniert ist mit künstlerischem Können, Gestaltungsfreude, Ideenreichtum und Sinn für Harmonie und Form.

Bei den zeitgenössischen Scherenschnitten geht es auch darum, dem Werk einen eigenen Stempel aufzudrücken, die eigene Handschrift sollte ersichtlich sein. Jede Person hat ihre eigene Art, Kühe oder Bäume zu schneiden. Experten können erkennen, von wem ein bestimmtes Bild stammt. Oftmals zeigen die Werke auch eine humorvolle Seite. «Ich schneide Papier, um Gefühlen und Emotionen Ausdruck zu geben. Die meisten Scherenschnitte haben eine Bedeutung oder eine versteckte Botschaft», so die Aussage eines Nachwuchskünstlers.

Eines ist klar: Scherenschnitte sind Sammlerobjekte, und einige Sammler waren auch anwesend in Châteaud’Oex. Die Künstler/innen hatten beim gemeinsamen Nachtessen auch die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und sich kennenzulernen. An beiden Tagen war auch ein Scherenschnitt-Workshop im Angebot und der wurde rege benutzt. Wer weiss, vielleicht kann dies Ansporn zu einer zukünftigen Papierschnitt-Karriere sein.

Die grossformatigen Reproduktionen von Bildern zum Thema «Aus der Vogelperspektive» sind im ganzen Dorf noch bis nächsten Frühling zu sehen – kunsthandwerkliches Durchhaltevermögen auf hohem Niveau, gepaart mit Kreativität. Die durch das verwendete Papier und Schneidetechnik entstehenden Unikate begeistern. Weiter faszinieren auch die Bildinhalte, seien es traditionelle Motive oder die Weiterentwicklung zum modernen Papierschnitt.

REGINA MARTIN

Am 1. Dezember findet die Neueröffnung des Scherenschnitt Zentrums in Château-d’Oex statt. Freuen wir uns auf eine weitere Ausgabe der Scherenschnitt-Tage!