Gstaad Marketing wird aufgelöst, Mitarbeitende reagieren bestürzt

  11.03.2022 Gstaad

Die Gesellschafter der Gstaad Marketing GmbH haben die Auflösung der Marketinggesellschaft beschlossen. Ab Oktober wird das Destinationsmarketing Gstaad Saanenland Tourismus angegliedert. Auch die BDG baut wieder ein eigenes Marketing auf.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Gerüchte, wonach die Zusammenarbeit zwischen Gstaad Saanenland Tourismus (GST) und Gstaad Marketing GmbH (GM) nicht immer reibungslos verlaufe. Der Beschluss über die Auflösung der GM kam dann aber doch überraschend. Die Auflösung wurde in der Medienmitteilung der vier Gesellschafter vom 9. März bekannt gegeben. Fast zeitgleich erschien auf Linkedin ein offener Brief von zwölf Mitarbeitenden der GM (Seite 12). Sie drücken darin ihre Bestürzung und Trauer über die Auflösung aus und machen auch Vorwürfe. Im Interview (Seite 3) erklärt Oliver Waser, Präsident der GM, wie es zu diesem Entscheid gekommen ist, wie es nun weitergeht und nimmt zu den Vorwürfen der Mitarbeitenden Stellung.

Finanzierungsantrag gab Ausschlag
Am 13. Februar wurde der Finanzierungsantrag der Gstaad Marketing GmbH an den Urnen der Gemeinden Saanen und Gsteig abgelehnt. Das nahmen die Gesellschafter der GM zum Anlass, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. «Die Lösung nimmt zum einen die Kritik aus der Bevölkerung auf und stellt zum anderen das Marketing für die Destination sicher», heisst es in der Medienmitteilung. Bei den Gesellschaftern handelt es sich um Gstaad Saanenland Tourismus, die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG), den Hotelierverein Gstaad-Saanenland (HVGS) und den Gewerbeverein Saanenland (GVS).

Verschiedene Gründe für Ablehnung
Der Volksentscheid habe ein klares Zeichen ausgesandt, schreiben die Gesellschafter weiter. Für sie sei klar gewesen, dass die Erhöhung der Gemeindebeiträge nicht der alleinige Grund für das Nein war. In vielen Gesprächen und mit gezielten Umfragen hätten sie die Beweggründe und Kritikpunkte analysiert, um danach eine fundierte Auslegeordnung machen zu können.

Das Thema sei an mehreren Sitzungen intensiv diskutiert worden, mit dem klaren Ziel, eine zukunftsträchtige Organisationsform zu finden, die mehreren Kriterien entspreche: Struktur, Mitteleinsatz und Massnahmen sollten künftig transparenter werden. Die gute Zusammenarbeit der aktuellen Gesellschafter und insbesondere jene zwischen GST und BDG solle weitergeführt werden. Und nicht zuletzt sollten Mittel und Botschaften wo immer möglich gebündelt werden.

Reorganisation und Auflösung GM
Nach der Diskussion hätten die Gesellschafter entschieden, die Zusammenarbeit neu zu organisieren. «Zukünftig werden GST und BDG eigene Marketingkompetenzen aufbauen, wobei GST auch das übergeordnete Destinationsmarketing übernehmen wird», schreiben die Gesellschafter. «Gleichzeitig verpflichten sich die beiden Partner vertraglich weiterhin zu einem gemeinsamen Auftritt mit gleichem Erscheinungsbild und der engen Zusammenarbeit in den grossen Werbekampagnen.» HVGS und GVS könnten ihre Anliegen nach wie vor über den Vorstand von GST und den Verwaltungsrat der BDG einbringen. Basis für sämtliche Marketingmassnahmen bilde weiterhin die breit abgestützte Destinationsstrategie. «Als Konsequenz wird die separate Marketinggesellschaft per Ende Oktober aufgelöst». Seit deren Gründung im Juni 2016 hat sich die GM für das Marketing und die Kommunikation der Destination Gstaad verantwortlich gezeichnet. In diesen fünfeinhalb Jahren seien viele wertvolle Meilensteine erreicht worden, auf denen die zukünftige Kommunikation aufbauen könne, insbesondere die Erarbeitung und Konsolidierung des gemeinsamen Auftritts über die gesamte Destination. Die Mitarbeitenden der GM seien über die geplanten Schritte informiert worden und erhielten innerhalb der neuen Organisationsstruktur die Möglichkeit, sich weiterhin für das Marketing der Destination einzusetzen. «Auf jeden Fall werden die Mitarbeitenden in ihrer Neuorientierung unterstützt», heisst es.

Zukünftige Finanzierung
Die Finanzierung des Destinationsmarketings werde nach wie vor über die Einnahmen aus TFA (Tourismusförderungsabgabe) und BA (Beherbergungsabgabe) laufen. Die Organisationen planten auch, bei den Gemeinden erneut um Unterstützungsbeiträge anzufragen. Zukünftige Gemeindebeiträge für gemeinsame Kampagnen würden im Sinne des einheitlichen Auftritts auch weiterhin von GST und BDG zusammen beantragt. «Entsprechend sollen diese Beiträge nur zweckgebunden verwendet werden können», versprechen die Gesellschafter.

Destinationsstrategie als Leitfaden
«Leitfaden für eigene wie gemeinsame Werbemassnahmen bleibt die Destinationsstrategie», betonen die Gesellschafter. Daran orientiere sich der Tourismus und entsprechend auch dessen Vermarktung – wie dies die GM bisher auch gemacht habe. Mit der Destinationsstrategie als Basis verpflichte sich der GST auch, die knapp 30 Organisationen, die die Strategie miterarbeitet und mitunterzeichnet haben, in seinem Handeln abzubilden.

Während die neue Struktur den Akteuren Handlungsspielraum und unternehmerische Unabhängigkeit ermögliche, garantiere sie weiterhin den Mehrwert eines gemeinsamen Auftritts. «Die Reorganisation ermöglicht schlankere und transparentere Strukturen, die ohne zusätzliche Gesellschaft auskommen», so in der Medienmitteilung. GST und BDG verbinde viel mehr als das Marketing, denn viele Themen lägen bei beiden Gesellschaften auf dem Tisch und bedingten einen kontinuierlichen, intensiven Austausch. Dies werde in Zukunft auch mit dem Marketing nicht anders sein.

PD/BLANCA BURRI

Interview mit Oliver Waser


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