Gekommen, um «runterzufahren»
26.09.2022 Gesellschaft, Werbung, Wirtschaft, Tourismus, SaanenlandDie fünf jungen Damen, die als Influencerinnen eine Menge Menschen auf der ganzen Welt erreichen, schickten letzte Woche im Auftrag vom Kamerahersteller GoPro Bilder aus dem Saanenland in die für den Laien unvorstellbaren Netzwerke der digitalen Welt. Sie nahmen am GoPro Creator Summit teil.
JENNY STERCHI
Sie leben scheinbar in einer völlig anderen Welt, wenn man den Influencerinnen so zuhört. Die fünf jungen Frauen waren auf Einladung von GoPro in Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus in die Schweiz gekommen.
GoPro bietet Schaufenster
Zunächst gab es ein Treffen aller eingeladenen Influencerinnen und Influencer am GoPro Creator Summit, der in diesem Jahr in Interlaken stattfand. Die Schweiz erhält so ein weltweites und bildstarkes Schaufenster als professioneller Outdoorferienort, dies vor allem und gerade auch bei der interessanten und sehr bildaffinen Community von GoPro.
Die Firma GoPro veranstaltet jährlich einen solchen Summit in einer Outdoordestination, um der Welt sowie den «Fans» von GoPro die Produktneuheiten zu präsentieren. Die Verantwortlichen der Tourismusbranche des Landes beauftragen dann jeweils verschiedene Destinationen mit den Post-Touren via Bewerbungsverfahren.
Während sich die Gruppe der fünf jungen Damen, begleitet von Emily Kaiserauer, GoPro-Staff, nach Gstaad bewegte, gingen andere ins Tessin und nach Genf.
Zurück auf den Boden der Tatsachen
Und trotz aller technischer Raffinessen des Equipments, die spektakuläre Posts versprechen, sind auch Influencerinnen höheren Gewalten ausgesetzt. Der geplante Ausflug zum Glacier3000 musste aufgrund des nach dem Brand eingestellten Betriebes (diese Zeitung informierte) ausfallen. Das River Rafting zum Auftakt der drei Outdoortage im Saanenland musste ebenfalls ausfallen. Zu wenig Wasser in der Saane vereitelte den Plan.
Mit der Alpinzentrum Gstaad AG und Gstaad Saanenland Tourismus als Partner an der Seite wurden jedoch schnell Alternativprogramme entwickelt. Nach spannenden und actiongeladenen Tagen in Interlaken waren die Teilnehmerinnen offenkundig froh, ein entspanntes Programm im Saanenland zu starten.
Jodeln und wandern
Mit einem Fondue im XXL-Caquelon im Freien und einem Jodel-Crashkurs, geleitet von Anita Hefti, erhielten die Influencerinnen aus Spanien, Indien, Australien, den USA und Deutschland ein authentisches Willkommensprogramm geboten. Die Nacht im Dürrseehüttli zu verbringen, war der Inbegriff für «Id Rueh vor Natur», oder internationaler formuliert, Praxis von «Come up – slow down». Aber beim Canyoning am Sanetsch und Klettern an der Hornfluh überraschte die Destination dann doch noch mit Nervenkitzel für Outdoorfans.
Generationenschnitt
Die Influencerinnen gehören einer Generation an, die das riesige Potenzial der sozialen Medien versteht, richtige Posts zum richtigen Zeitpunkt aussendet und viele Menschen überall auf der Welt gleichzeitig erreicht. Welche analog geführte Kampagne kann das schaffen? Sie sind Produzentinnen von Reisevideos, professionelle Gleitschirmpilotinnen und Gesichter in TV-Sendungen am anderen Ende der Welt.
Teigan Nash aus Australien hat ihre eigene Fernsehsendung in Down Under. Neben der Influencer-Tätigkeit ist es auch Recherchearbeit, die sie bei ihrem ersten Besuch in der Schweiz erledigt. Auf die Frage, was sie am meisten beeindruckt habe, nimmt sie ihr Handy hervor und zeigt mir ein Bild von einer Sonnenblume in einem Gstaader Garten. Ihre Augen leuchten, als sie das Bild wieder und wieder anschaut: «Das habe ich bei uns noch nie so gesehen.»
Für Larissa D’sa aus Indien waren die drei Tage Saanenland eine Verschnaufpause. Die Schmuckdesignerin, Restaurantinhaberin und Produzentin von Reisevideos geht all ihren Geschäften von unterwegs nach. «Ich konnte mal so richtig ausruhen, es ist so friedlich hier.» Sie war schon häufiger in der Schweiz unterwegs, ihr Cousin lebt und arbeitet in Interlaken. «Ich bin Gleitschirmpilotin», sagt Elisa Deutschmann aus Deutschland auf die Frage nach ihrem Beruf. Sie finanziert sich das Leben als Athletin mit Sponsorengeldern und liefert mitunter spektakuläre Aufnahmen aus den Lüften.
Schliesslich erklärte Cristina Verdu aus Barcelona, die mit ihrem Freund Wandervideos von überall auf der Welt vermarktet, dass sie ganz sicher Mitte Oktober nochmals nach Gstaad zurückkehren wird. «Das Laub, dass sich jetzt schon atemberaubend verfärbt, wird dann sicher eine spektakuläre Kulisse bieten für Filmaufnahmen.»