Frölein Da Capos Muldekuchen und Pflastertorte
23.05.2022 Nachbarschaft, Kultur, Volkswirtschaft, Konzert, ZweisimmenDie Kolumnistin Irene Brügger – wohl besser bekannt als Frölein Da Capo – las in Zweisimmen einiger ihrer Texte, sang ein paar eigene Lieder und hatte das Publikum kurzerhand «im Sack».
Auf Einladung der Fabrik 3770 aus Willisau angereist, fragte das Frölein Da Capo zum Auftakt ihres Leseabends sich und ein bisschen auch das Publikum, ob das Tal eigentlich hinter Zweisimmen aufhöre. «Ist Zweisimmen der Wendeplatz oder geht das da noch weiter?», kommentierte sie die nicht enden wollende Fahrt ins Simmental.
Was sie bewegt
Aber nach kurzer Verschnauf- und Verpflegungspause war sie bereit für einen Abend voller Kolumnen, aufgelockert durch ihre eigenen Lieder, sich selbst mit der Gitarre begleitend.
In ihren Texten beschäftigt sich das Frölein Da Capo mit den Dingen, die ihm – dem Frölein – im Alltag als Frau, Ehefrau, Mutter und Schweizer Mitmensch begegnen – mit einem Augenzwinkern, masslos überspitzt, aber immer auch irgendwie wahr. Und damit erzählt sie wohl automatisch über den Alltag von Frau und Herrn Schweizer, trifft das überwiegend weibliche Publikum genau an der Stelle, wo es sich nicht entziehen kann. Auf die Frage, ob die Geschlechterverteilung des Publikums an ihren Auftritten immer so frauenlastig sei, antwortete die Künstlerin: «Nein, eigentlich gar nicht. Zur Kämmerlimusik, meinem Solo-Musikprogramm, kommen grad so viele Herren wie Damen.» Warum das in Zweisimmen anders war, blieb offen.
Die Sache mit dem Kuchen
Ob Genderthematik, den ausgeprägten Sinn für schöne Schuhe oder das beinahe militante Vorgehen der Kuchenbäckerinnen, wenn es darum geht, ihren eindrücklichen Beitrag zum Dessertbuffet zu leisten – all dessen nahm sich Frölein Da Capo an.
Der Abend begann also mit dem Versuch, im Tierreich beiden Geschlechtern durch kompromisslos gegenderte Namen gerecht zu werden. Vorschlag vom Frölein: «Warum reden wir bei der Frau vom Uhu nicht von der Uhuin?»
Und dann wurde es so richtig dramatisch. «Sie kennen doch sicher die hoffnungslos überfüllten Kuchenbuffets, die von den backbegeisterten Damen freiwillig und angeblich uneigennützig bestückt werden.» Und den Ruhm und die Ehre, die hinter vorgehaltener Hand für die unglaublichen Tortenkreationen erwartet werden, benannte das Frölein Da Capo in ihrer vorgetragenen Kolumne laut und schonungslos. Sie beschrieb ihre Position in diesem Zusammenhang als eher dezent zurückhaltend. «Was mit meinen Fähigkeiten als Kuchenbäckerin zu tun hat. Die sind schlichtweg nicht vorhanden.» Die Folge daraus seien der Muldenkuchen und die Pflastertorte. Beides von ihr kreierte Dessertschöpfungen anlässlich der Geburtstage ihrer beiden Kinder. Dabei wird die unattraktive Mulde eines zusammengefallenen Rührkuchens mit Zuckerguss aufgefüllt und so – zumindest optisch – zu einem wettbewerbsfähigen Buffetbeitrag. Ist die Mulde jedoch unauffüllbar, müsse zum Pflasterkuchen übergegangen werden. Grundlage dafür ist besagter Rührkuchen, in Stücke zerteilt und mit Hilfe des schon erwähnten Zuckergusses zu einem beeindruckenden Kuchenkunstwerk aufgetürmt. Ob nun ertappt oder Leidensgenossin – viele der Zuschauerinnen und Zuschauer kamen aus dem Lachen kaum heraus.
Verschiedene Künste
Über eine Stunde füllte das Frölein mit amüsanten Texten, die sie, hochdeutsch notiert, während des Vortrags in die gepflegte Schweizer Mundart übersetzte – quasi simultan, aber in einer Person. Dazwischen sang sie immer mal wieder eines ihrer Lieder – zur Auflockerung, wie sie selber sagte.
Selbst beim Geburtstagsblues, den sie als Zugabe – spontan einer Jubilarin aus dem Publikum gewidmet – präsentierte, ergänzte sie den englischen Text mit schweizerdeutschen Worten, was dem allgemeinen Inhaltsverständnis sehr zuträglich und zum Schreien komisch war.
PD