Engpass Würstenkreisel
25.05.2022 Gstaad, Gstaad, VerkehrDie Kanalisationsleitung auf der Höhe des Würstenkreisels muss aufgrund des schlechten Zustands des Kanals umgeleitet werden. Die erste Bauetappe dauert bis Ende Juni, die zweite Bauetappe beginnt nach der Hauptsaison am 1. September.
ANITA MOSER
Wer den Würstenkreisel passieren will, muss sich – je nach Tageszeit – in Geduld üben. Vor allem um die Mittagszeit und am frühen Abend muss man mit relativ langen Wartezeiten rechnen. Die Bauarbeiten finden an einer stark befahrenen Hauptverkehrsachse statt – gleich vier Strassen münden in den Würstenkreisel.
Veralteter Kanal
Mit ein Grund für den Beginn der Bauarbeiten in diesem Frühling ist ein geplanter Neubau an der Lauenenstrasse. Das «Huus am Rank» werde abgerissen und der Baubeginn für das private Bauvorhaben sei noch in diesem Jahr vorgesehen, informiert Silvan Gobeli von der Gemeinde Saanen auf Anfrage. Er begleitet als Projektleiter die Umlegung der Kanalisationsleitung. «Im Bereich des Bauvorhabens liegt eine Hauptkanalisationsleitung der Gemeinde Saanen, die durch den Neubau verlegt werden muss.» Der bestehende Kanal sei veraltet und in einem sehr schlechten Zustand. Ein Ersatz der Leitung sei unumgänglich und zeitnah auszuführen, so Gobeli.
Keine andere Lösung
Nach diversen Abklärungen mit dem Kanton und dem zuständigen Ingenieurbüro habe die Einwohnergemeinde Saanen entschieden, die Kanalisationsleitung vom Gstaaderhof bis zur Einfahrt des Würstenareals in die Kantonsstrasse zu verlegen. Somit könne die ganze Sanierung in einem Arbeitsschritt ausgeführt werden. «Weil das Gebiet rund um den Würstenkreisel stark besiedelt ist, gab es keine andere sinnvolle Lösung, als die Leitung in die Hauptstrasse zu verlegen», betont Gobeli.
Der bestehende Kanal werde beim Aushub für den Neubau des Chalets «Huus am Rank» zurückgebaut, erklärt Gobeli. Die Kanäle unter der Liegenschaft des Würstenareals blieben bestehen und würden zu gegebener Zeit durch ein sogenanntes Inliner-Verfahren saniert und an die privaten Eigentümer übergeben.
In zwei Etappen
Wie Gobeli betont, gestalten sich die Arbeiten als sehr aufwendig und die stark befahrene Hauptverkehrsachse stellt für alle eine grosse Herausforderung dar. Das gesamte Projekt wird in zwei Phasen aufgeteilt. Die erste Etappe hat am Montag, 16. Mai begonnen und dauert bis zum 1. Juli 2022. Aufgrund der Sperrzone für lärmintensive Arbeiten (15. Juli bis 31. August 2022) und auch wegen diversen touristischen Veranstaltungen – wie des Beachvolleyballturniers oder des Tennistennisturniers – wird die zweite Bauphase am 1. September 2022 beginnen. «In der Zwischenzeit können die Strassen rund um den Würstenkreisel uneingeschränkt befahren werden», verspricht Silvan Gobeli. Das Projekt werde voraussichtlich am 25. September 2022 fertiggestellt sein.
Einwohnergemeinde Saanen trägt die Hauptkosten
Der Kostenvoranschlag für das Projekt beläuft sich auf 630’000 Franken (inkl. MwSt.), wobei die Einwohnergemeinde Saanen die Hauptkosten trägt. Die Umlegung der Leitung im Bereich des Neubaus «Huus am Rank» wird anteilmässig durch die private Bauherrschaft finanziert. Die Gemeinde Saanen sei sich bewusst, dass diese Baustelle für alle Beteiligten sowie für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer eine Herausforderung sei, so Gobeli. «Aus diesem Grund haben wir tagsüber einen Verkehrsdienst engagiert, welcher die Situation regelt und einen möglichst ruhigen Verkehrsfluss gewährleistet.» Wartezeiten seien jedoch unumgänglich und gerade während der Stosszeiten, wie zum Beispiel mittags oder während des Feierabendverkehrs leider nicht zu verhindern. Nachts wird auf Ampelbetrieb umgeschaltet, weil ein deutlich kleineres Verkehrsaufkommen herrscht. «Die Einwohnergemeinde Saanen möchte sich bei allen für das grosse Verständnis bedanken», so Gobeli.
Keine Alternative
Weshalb entlastet man den Engpass am Würstenkreisel nicht, indem man den Verkehr via Suterstrasse und den Bahnhof Gstaad Richtung Saanen umleitet? Silvan Gobeli: «Die Verkehrssplittung wäre eine noch grössere Herausforderung. Der Würstenkreisel ist ein neuralgischer Punkt, an dem gleich mehrere Strassen aus diversen Richtungen zusammenkommen.» Und die Strasse über die Promenade sei nicht gedacht für den Schwerverkehr, für lange Lastenzüge. Grundsätzlich wolle man Gstaad möglichst verkehrsfrei lassen, die Umleitung über die Suterstrasse sei nur in Ausnahmefällen eine Alternative, ergänzt Projektleiter Silvan Gobeli.
INLINER-VERFAHREN: ROHR IN ROHR
Es sei, als würde man in eine bestehende Leitung ein zusätzliches Rohr derselben Grösse einziehen – Rohr in Rohr, erklärt Silvan Gobeli das Inliner-Verfahren. Hierfür werde ein ca. 5mm dicker Schlauch verwendet. Dieser Schlauch werde anschliessend per Roboter in das bestehende Betonrohr (Hauptkanal) eingeführt, angepasst und ausgehärtet. Die bestehenden Anschlüsse, welche in die Hauptleitung führen, würden ebenfalls mittels Roboter ausgeschnitten.
Silvan Gobeli: «Durch das Inliner-Verfahren kann eine defekte Leitung wieder dicht gemacht werden und hat anschliessend wieder einen neuwertigen Zustand. Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei undichten und unzugänglichen Leitungen angewendet. Es bedingt jedoch, dass die Rohre nicht komplett beschädigt sind und auch noch genügend Gefälle aufweisen.» Somit sei das Inliner-Verfahren beim Würstenkreisel genau das richtige.
PD