Ein vergnügter Abschied
28.03.2022 Wintersport, Simmental, Berner Oberland, Zweisimmen, Wintersport, SportEs waren die definitiv etzten Rennen für die Schweizerlanglaufprofis Laurien van der Graaff, Jovian Hediger und Dario Cologna. Die Veranstalter der Schweizermeisterschaften im Langlauf bescherten ihnen einen grandiosen Karrierefinal und allen anderen ein spektakuläres Langlauffest.
JENNY STERCHI
«Nur eine Woche später und diese Schweizermeisterschaft wäre wohl nicht ganz so attraktiv angekommen, wie es jetzt gelaufen ist», diese Feststellung war von vielen, die irgendwie an diesem sportlichen Grossanlass beteiligt waren, zu hören. Und die Erleichterung schwang bei allen mit. Ein Jahr hat das OK laut seiner Präsidentin Sonja Kurth daran gearbeitet, die beiden Meisterschaftswochenenden im Januar und im März im Sparenmoos vorzubereiten.
Langlauf im Sparenmoos als Attraktion
Mehr Anmeldungen als erwartet und wesentlich höheres Besucheraufkommen als noch im Januar liessen die nationalen Titelkämpfe gelingen. «Am Samstag hatten wir fünf Busse im Einsatz, um die Besucher ins Sparenmoos zu holen und sie nach den Rennen zurück ins Dorf zu bringen», freute sich Sonja Kurth, OK-Präsidentin. Es lag ihr und dem gesamten OK am Herzen, möglichst vielen Menschen das Sparenmoos als eine wunderbare Langlaufarena vorzustellen und daneben für den Langlaufsport zu werben. Der Schnee, ausnahmslos natürlich vom Himmel gefallen, hielt, auch wenn die Temperaturen an ihm nagten. Die Sonne schien ungehindert
Skiathlon ins Programm genommen
Neben den Einzelrennen im Sprint (im Januar) und über die Langdistanz sowie den Vereinsstaffelrennen scheuten die Veranstalter den Aufwand nicht, eine Strecke für den Skiathlon herzurichten. Die Teilnehmenden dankten es mit einem spektakulären Rennen am Freitag. Für den Zuschauer ist diese Mischform aus klassischem Laufstil und der Skatingtechnik sehr spannend und bietet viel Abwechslung. So sind dort starke klassische Läufer auf der Skatingstrecke echt herausgefordert.
Am Samstag mussten die Herren dann über schweisstreibende 50 Kilometer in die Loipe. Die Damen liefen beim Langdistanzrennen eine Strecke von 30 Kilometern. Bezüglich der Anstrengung bei wechselnder Schneekonsistenz und stetig steigenden Temperaturen standen sie jedoch den Herren in nichts nach.
Nadine Fähndrich (ZSSV/Horw) triumphierte zum Abschluss ihrer Saison sowohl im Skiathlon als auch über die 30 Kilometer und sicherte sich beide Schweizermeistertitel. Während sie in die wohlverdiente Saisonpause geht, verabschiedete sich Laurien van der Graaff (TG Hütten) von der Bühne des Spitzensports. Sie versüsste sich diesen Abschied mit dem Staffelgold am Sonntag gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen Anja Weber und Karoline Moen Guidon.
Zum Ende seine Karriere sicherte sich Dario Cologna mit einem Doppelsieg einen brillanten Abschluss. Er hatte bereits 2016 im Sparenmoos den Sieg in greifbarer Nähe. Die Zielgerade erwies sich jedoch damals als zu kurz und der Sieg misslang. Diesmal machte er alles richtig. Sowohl im Skiathlon als auch über 50 Kilometer war er dieses Mal der Schnellste bei den Herren.
«Ganz schön was los da oben»
Um den Athletinnen und Athleten eine beflügelnde Atmosphäre zu präsentieren, hatten die Veranstalter im Vorfeld für Publikum gesorgt. Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Zweisimmen waren am Freitag beinahe komplett und ausgerüstet mit Glocken und anderen Fan-Utensilien zum Anfeuern und Bejubeln im Sparenmoos aufgelaufen. Für die Kinder eine wunderbare Abwechslung, eine Nahaufnahme der Disziplin Langlauf und die Chance, den Schweizer Spitzenathleten so nah wie kaum jemand zu kommen. Laurien van der Graff, Dario Cologna und Co. dankten es mit einem Lächeln und Winken und der Erfüllung unzähliger Fotowünsche.
Am Samstag kamen die Zuschauer dann von überall her. Freunde, Familien und Fanclubs der Athleten machten sich ebenfalls auf den Weg ins Sparenmoos, genauso wie die Zuschauer aus der Region. Und das waren nicht nur Sportbegeisterte. Am Sonntag erklärte eine Dame auf dem Weg ins Langlaufstadion, dass sie mit dem Skisport eigentlich gar nichts anfangen könne, aber der Jubel und die Begeisterung am Vortag Eindruck gemacht hätten. «Da war ganz schön was los da oben. So eine tolle Stimmung und das ganze Drumherum, das möchte ich heute gleich noch einmal erleben.» Ursprünglich hatte sie nur einen Tag im Sparenmoos eingeplant.
Unvergessliche Verabschiedung
Mit einem legendären Galaabend wurden Laurien van der Graaff, Dario Cologna und Jovian Heiniger – allesamt Weltcupathleten und Olympiateilnehmende – feierlich und unter den Augen von über 400 Gästen aus dem Spitzensport verabschiedet. Urs Lehmann, Präsident von Swiss-Ski, wurde per Helikopter in die Simmental Arena geflogen. Und auch die drei Abtretenden wurden durch die Luft, nämlich via Tyrolienne (Seilrutsche) auf die Bühne befördert. Die Laudatoren – Geschwister und Freunde der drei – wussten mit Anekdoten und heiteren Begebenheiten zu unterhalten. Mit vielen Worten und grossem Applaus dankte das Publikum der Sportlerin und den beiden Sportlern für ihre Leistungen und das Repräsentieren der Schweiz an internationalen Wettkämpfen über die letzten Jahre. Es wurde noch lange gefeiert und manch einer startete mit akutem Schlafdefizit in den letzten Wettkampftag. Aber davon war am Wettkampfort nichts oder nur ein kleines bisschen zu spüren.
Ein Kränzlein den Helfern
«Und wieder einmal haben wir deutlich gezeigt bekommen, dass es ohne Helferinnen und Helfer nicht geht», betonte Sonja Kurth am Sonntag im Gespräch am Streckenrand. Über 60 Freiwillige machten jeden Renntag zu einem Erfolg, sorgten dafür, dass Zeitpläne eingehalten wurden, dass die Zuschauer ins Sparenmoos und später auch wieder nach Hause kamen, dass es den Athleten an nichts fehlte und dass alles andere auch klappte. Bereits am Mittwoch waren einige von ihnen mit dem Einrichten der Strecke beschäftigt. «Sie haben dafür Ferientage genommen, uns und dem Anlass wertvolle Freizeit spendiert», weiss OK-Präsidentin Kurth diesen Aufwand zu schätzen.