Akutspital Zweisimmen bleibt bestehen

  19.07.2024 Zweisimmen, Gesundheitswesen

Und wieder zurück auf Feld eins: Die STS AG betreibt das Spital Zweisimmen weiter: Die Projekte der Medaxo AG und der Gesundheit Simme Saane AG werden nicht mehr verfolgt, die Spital STS AG übernimmt wieder das Steuer: Es erstellt bis Mitte 2025 ein neues Betriebskonzept für ein Akutspital in Zweisimmen.

JOCELYNE PAGE
Der neue Verwaltungsrat der Spital STS AG hat einen radikalen Grundsatzentscheid getroffen: Das Unternehmen wird den Standort Zweisimmen als Akutspital weiterführen und will bis Mitte 2025 ein neues Betriebskonzept vorlegen (siehe Kasten). Wie das Unternehmen und der Kanton Bern in einer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben, können aufgrund der finanziellen Perspektiven, der angespannten Personalsituation und der hohen Belastung der Mitarbeitenden punktuelle Anpassungen nötig sein. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) werde über einen Leistungsvertrag einen jährlichen Beitrag für sogenannte «Gesundheitsnetzwerke der Grundversorgung» (Rahmenkredit SpVG 2024 – 2027 aus dem Jahr 2023) ausrichten. Es seien Zahlungen von jährlich zwei Millionen Franken vorgesehen, gibt Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation bei der GSI, auf Anfrage an. «Die Spital STS AG bekennt sich uneingeschränkt und langfristig zu einem stationären Spitalstandort Zweisimmen und damit zur Sicherstellung der Grundversorgung in der Region Simmental/Saanenland. Mit diesem klaren Entscheid des neuen Verwaltungsrats wollen wir das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen», wird Verwaltungsratspräsident Thomas Straubhaar zitiert.

Schnegg zeigt sich zufrieden
Der Regierungsrat und kantonale Gesundheitsdirektor, Pierre Alain Schnegg, äusserte sich positiv über diesen Entscheid: «Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist uns wichtig. Seit über zehn Jahren suchen wir nach einem gangbaren Weg. Im Verbund wird die jetzt definierte Lösung machbar und wir können unser Versprechen gegenüber der Bevölkerung einhalten.»

Alle kamen an einen Tisch
Laut Medienmitteilung fand am 16. Juli unter der Leitung von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg ein Treffen statt, bei dem sich Mitglieder des Verwaltungsrats der Spital STS AG und lokale Behördenvertreter aus der Region Simmental/Saanenland austauschten. Dabei hätten die Teilnehmenden signalisiert, mit dem Vorgehen bezüglich Weiterbetrieb und künftiger Ausgestaltung des Angebots des Spitals Zweisimmen einverstanden zu sein. So sagte René Müller, Gemeindepräsident von der Lenk und Sprecher für die Bergregion Obersimmental-Saanenland (Brossa): «Wir haben nun während vieler Jahre mehrere Projekte verfolgt und hatten immer wieder Hoffnung. Ich bin froh, dass die STS AG unsere Forderung nach einer langfristigen und zukunftsgerichteten stationären Versorgung aufgenommen hat und dass die Zeit genutzt wird, das Spital auf eine neue Basis zu stellen. Dass die Betreiberin den Standort weiterführen wird, macht vieles einfacher.»

Personal und Geld muss vorhanden sein
Grundvoraussetzung für das Gelingen des Vorhabens sei, dass nötiges Fachpersonal zur Verfügung stehe, schreibt die STS AG und der Kanton weiter. Im Rahmen der Möglichkeiten werde der Standort Thun weiterhin unterstützt. Als zweite Voraussetzung habe der Verwaltungsrat der Spital STS AG eine wirtschaftliche Tragbarkeit des Standortes Zweisimmen unter Berücksichtigung der zu tätigenden Investitionen definiert.

«Dem Spitalunternehmen ist bewusst, dass sich die Fortführung des Betriebs in Eigenregie weiterhin negativ auf das operative Betriebsergebnis und somit auf das Eigenkapital der Spital STS AG auswirken wird», heisst es in der Medienmitteilung. Dem Verwaltungsrat sei es aber ein Anliegen, der Versorgungsregion und den Mitarbeitenden in Zweisimmen «langanhaltende Perspektiven und Sicherheit» zu geben.

Was ist mit der GSS und der Medaxo?
In den letzten Jahren beziehungsweise Monaten arbeiteten die Gesundheit Simme Saane AG und die Medaxo AG jeweils an neuen Betriebskonzepten, die stets auf ein integriertes Versorgungsmodell abgezielt haben. Was geschieht mit diesen Projekten? «Durch die veränderte Situation ist eine Weiterführung der Projekte der Gesundheit Simme Saane AG und der Medaxo AG nicht mehr gegeben. Die GSI bedankt sich für die grosse geleistete Arbeit, um eine tragbare Lösung zu finden», schreiben die Verantwortlichen. Eine Wiederholung der Abstimmungsvorlage «Gesundheits Simme Saane AG» in den Gemeinden Lauenen und Gsteig scheint damit hinfällig. Auch bei der Gesundheit Simme Saane AG haben wir für eine Stellungnahme angefragt, deren Antwort allerdings bis zum Redaktionsschluss noch nicht vorlag. Die GSI werde dem Regierungsrat nach der Sommerpause die neue Ausgangslage unterbreiten und die formellen Beschlüsse einholen.

Medaxo-CEO zeigt sich sportlich
Natürlich hätten sie gerne den Auftrag erhalten, denn das Team habe viel investiert und hart an der Ausarbeitung des Betriebskonzeptes gearbeitet, sagt Thomas Mattmann, CEO der Medaxo-Gruppe, auf Anfrage. «Grundsätzlich sind wir aber froh, dass eine stationäre Notfallversorgung für die Region Obersimmental und Saanenland sichergestellt wird, dies ist unser Anliegen.» Die Medaxo-Gruppe bleibe in der Region verankert, indem es in der Grundversorgung seine Arbeit leiste, beispielsweise mit der Praxis Madora und der Pop-up-Notfallstation in Gstaad. Auch bei der Gesundheit Simme Saane AG haben wir für eine Stellungnahme angefragt, deren Antwort allerdings bis zum Redaktionsschluss noch nicht vorlag.

«Langer Findungsprozess»
Es war eine lange Reise, die am Ende wieder zur Spital STS AG und dem Akutspital geführt hat. Viel Zeit und Geld wurde investiert. Wir haben die GSI gefragt: Welche Lehren und Erfahrungen ziehen der Regierungsrat und die GSI? Der Regierungsrat werde sich erst nach der Sommerpause mit dieser neuen Ausgangslage befassen, so GSI-Sprecher Giebel. «Für die GSI ist es wichtig, dass die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sichergestellt ist. Ein langer Findungsprozess kann auch Vorteile bieten, wenn sich zum Beispiel Rahmenbedingungen ändern, technische Fortschritte erzielt werden, die Einfluss haben auf die Ausgestaltung des Angebots und der Machbarkeit, oder wenn strategische Ausrichtungen (zum Beispiel Teilstrategie integrierte Versorgung der Gesundheitsstrategie Kanton Bern) zu greifen beginnen», schreibt Giebel.

PD/JOP


RAHMENBEDINGUNGEN DEFINIERT

Bis Mitte 2025 erarbeitet die Spital STS AG ein neues Betriebskonzept, welches folgende Rahmenbedingungen umfassen soll:
– 24h-Notfall/Notfall-Triage, 365 Tage im Jahr
– 24h-Betrieb mit noch zu bestimmender Anzahl Betten
– Sicherstellung einer bedarfsgerechten Operationstätigkeit
– Aufbau und Betrieb eines integrierten Versorgungsnetzwerkes unter Einbezug aller regionaler Leistungserbringer
– Erarbeitung eines einfachen Bau-/Sanierungskonzepts der Immobilie zusammen mit der Alterswohnen STS AG, um Synergien zu nutzen

PD/JOP


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