Mit dem Camper durch Neuseeland und Australien
03.05.2013 Gesellschaft, GstaadVor einigen Jahren waren Daniel und Marlies von Siebenthal aus Gstaad auf Weltreise. Nun, dreizehn Jahre und vier Kinder später sie wieder unterwegs. Sie haben nun Neuseeland verlassen und sind nach Australien gereist, wo sie ihre Reise fortsetzen. (Fotos: zVg)
Die Tierwelt Neuseelands
Ich sitze gerade am Strand und warte auf das Auftauchen der seltenen Hectordelfine, die hier leben. Meine Beine sind umschwärmt von kleinen, lästigen Sandfliegen. Eine hat anscheinend den Weg in mein Hosenbein gefunden und eine juckende Stelle hinterlassen, ziemlich lästig, diese Viecher. Gestern sahen wir Seelöwen, zwei Junge alberten mit ihrer Mutter herum. Seelöwen sind einiges grösser als Seehunde. Das Männchen trägt eine Schultermähne, wiegt bis zu 400 kg und hat eine Länge von mehr als drei Metern, beeindruckende Tiere. Am Abend konnten wir die seltenen Gelbaugenpinguine beobachten, als sie von der Nahrungssuche im Meer zu ihrem Nest zurückkehrten. Es ist unterhaltsam, wie sie herumwatscheln und über die Steine hüpfen. Ein Spektakel ist es auch, wenn sie lautstark ihren Partner begrüssen. Der Gelbaugenpinguin ist die älteste noch lebende Pinguinart, es gibt sie nur noch im südlichen Neuseeland. Sie sind ca. 65 cm gross und wiegen 5 bis 6 Kilo. Sie ernähren sich von Tintenfischen und kleinen Fischen, sie jagen bis zu 40 km vom Ufer weg und bis in Tiefen von 100 Metern. Heute wollen sich die Delfine wohl nicht zeigen. Wir sind nun schon einen Tag hier und ausser ein paar Rückenflossen haben wir noch nichts gesehen. Mittlerweile habe ich mich in den Camper zurückgezogen, sitze auf unserem Bett und schreibe so weiter, da mir diese Sandfliegen zu lästig wurden. Ab und zu schweift mein Blick durchs Panoramafenster aufs Meer hinaus. Delfine sind immer noch keine zu sehen, dafür eine wunderschöne Meeresbucht und Wellen, die an den Felsen hochspritzen.
Saaner Dialekt in der Fremde
Nun wandern meine Gedanken zurück zur Überfahrt auf die Südinsel mit der Fähre, die sehr ruhig war. Leider mussten wir nachts fahren, da unsere gebuchte Fähre gestrichen wurde. So sahen wir nichts von der angeblich schönen Fjordlandschaft. Die Südinsel hat viele Sehenswürdigkeiten und unglaubliche Landschaften zu bieten. Zuerst fuhren wir nach Kaikoura, wo wir eine Walbeobachtungstour unternahmen. Wale sahen wir dann keine, aber eine grosse Herde Schwarzdelphine, die uns eine super Vorstellung boten. Vor allem diejenigen, die aus dem Wasser sprangen, sich in der Luft drehten und wieder abtauchten. Dies führten sie nicht etwa als Touristenschau vor, sondern es ist eine Jagdtechnik. Am Abend hatten wir ein Saanenländertreffen am Strand. Daniel und Ursula Michel mit Kindern, die auch gerade auf Neuseelandreise waren. Da hatte man sich doch so einiges an Reiseerlebnissen zu erzählen. Am nächsten Tag beobachteten wir noch zusammen Seehunde und spazierten zu einem Wasserfall. Im Bach tummelten sich kleine Seehunde, die sich dorthin zurückziehen, um ihre Fähigkeiten im Schwimmen und Jagen zu verbessern. Wir konnten diesem Treiben aus nächster Nähe zuschauen, das war sehr amüsant. Etwas später trafen wir nochmals Saaner, diesmal ausgewanderte. Barbara und Martin Jungen nahmen uns herzlich auf und erzählten uns vieles über Neuseeland. Zur Begrüssung gabs eine ganze Schüssel voll süsser Erdbeeren, auch die Nidle fehlte nicht. Dabei hatte mich Tamara gerade einen Tag zuvor gefragt, wann es mal Erdbeeren gebe und ich hatte ihr erklärt, das ginge noch ein gutes Jahr, weil wir ja diesen Frühling auslassen. Die beiden Buben wollten nicht mehr von den Legos und die Mädchen nicht mehr von den Büchern weg. Doch beim Reisen gehts eben immer weiter … Unser nächstes Ziel war der Abel Tasman Nationalpark mit wunderschönen Buchten und goldgelben Sandstränden. Wir liehen uns zwei Kajaks aus und kurvten damit auf dem Meer zwischen kleinen Inseln durch. Bei einem Felsen hatte es einen Tunnel ausgewaschen, durch den man fahren konnte. Zwischendurch paddelten auch Micha und Noah mit. Das war für alle ein unvergessliches Erlebnis.
Was Eier mit Omelettenfelsen zu tun haben
Bei den Pancakerocks (Omelettenfelsen) wollte Tamara unbedingt Omeletten zum Nachtessen. Leider hatten wir gerade keine Eier. Dafür hatten wir unglaubliches Wetterglück, die wie Omeletten aufgeschichteten Steinformationen leuchteten in der schönsten Abendsonne. Zudem war auch noch gerade Flut und so spritzte und zischte es aus alle Löchern heraus. Die richtigen Omeletten holten wir dann einen Tag später nach. Habt ihr schon mal einen Sonnenuntergang am Meer erlebt und im Hintergrund verschneite 3000er und Gletscher im Abendrot leuchten sehen? Dies durften wir in der Nähe von Fox- und Franz-Joseph-Gletscher erleben. Die eisigen, weissen Zungen der beiden Gletscher reichen von den Neuseeländischen Alpen bis in tiefgrünen Wald, beinahe auf Meereshöhe hinunter.
Das Höhlenabenteuer
Auf dem Weg ganz in den Süden entschlossen wir uns kurzerhand, eine Höhle zu erkunden. Schauen wir mal ins Tagebuch von Katja und Tamara.
Katja: Wir gingen in eine Höhle. Mami, Micha und Noah gingen beim zweiten Ausgang raus. Tamara, ich und Papi gingen bis zum 3. Ausgang. Zuerst gefiel es uns und es war sehr schön. Dann kam der See, der war blau und tief. Papa ging schauen, wie tief es ist und sagte, wir können am grauen Rand laufen, das geht sehr gut. Dann der grossen Leiter entlang, dann kam eine kleine Leiter und eine schmale. Ein paar Minuten später waren wir aus dem kleinen Loch raus und Mami wartete schon draussen mit dem Camper auf uns.
Tamara: Katja, Papi und ich gingen in eine Tropfsteinhöhle. Manchmal mussten wir uns bücken oder durch eine schmale Öffnung schlüpfen. Es hatte schöne Tropfsteine, die wie Orgeln oder Wasserfälle aussahen. Es war schön und lustig, bis wir zu einem See kamen. Auf der anderen Seite des Ufers sahen wir einen Wegweiser, aber es hatte keine Brücke oder sonst irgendwas, um den See zu überqueren. Darum suchten wir einen anderen Weg, doch es gab nirgends einen anderen Durchgang. Da zog Papi die Schuhe aus und watete auf die andere Seite. Dabei kam ihm das Wasser fast bis zu den Hüften. Er tastete sich auf der anderen Seite zurück und merkte, dass es viel weniger tief war. Vor dem See hatte es auch noch ein tiefes kleines Wasserloch, ich ging voraus und hatte Angst, daran vorbeizugehen, weil es ziemlich eng und glitschig war. Aber Papi half uns. Nachher mussten wir die Schuhe ausziehen, um den vorher von Papi gefundenen Durchgang im See zu passieren. Auf der anderen Seite angekommen, mussten wir eine fünf Meter lange Leiter hochsteigen. Manchmal gab es auch noch kleinere Wasserlöcher, die hatten wir schnell überquert. Danach ging es nicht mehr lange bis wir zum Ausgang kamen. Erleichtert, nass, müde und dreckig schlüpften wir ins Freie und rannten zum Camper in die Wärme.
Neuseeland ade
Ja, das war wirklich ein Abenteuer, ich war froh, dass uns die Taschenlampen nicht im Stich liessen, die Mädchen guten Durchhaltewillen zeigten und wir doch noch eine Passage beim See fanden und nicht wieder den langen Weg zurückkriechen mussten. In den letzten Tagen hatten wir nun auch noch gesehen, dass es in Neuseeland regnen kann. Doch wenn es draufankam, hatten wir immer Wetterglück. So auch beim Mt. Cook, dem höchsten Berg Neuseelands mit 3764 m ü.M. und den wunderschönen türkisfarbenen Seen. So genossen wir nochmals die Sonne in der wunderschönen Berg- und Seenwelt, bevor wir 400 Kilometer an einem Tag durch den Regen nach Hanmer Springs fuhren, um noch einen Tag in heissen Quellen baden zu können.
Nun heisst es packen, Camper putzen und abgeben, bevor wir nach Australien fliegen, zu neuen Abenteuern.
Liebe Grüsse Daniel und Familie