Unsportliche Sportler oder doch nur menschliche Menschen?

ELISA OPPERMANN
Erst vor kurzem wurde der Ballon D’Or verliehen. Der Preis, welcher übersetzt «Der Goldene Ball» heisst, wird seit 1956 von der französischen Fussball-Fachzeitschrift «France Football» an den besten Fussballspieler und die beste Fussballspielerin des jeweiligen Kalenderjahres verliehen. Dieses Jahr ging er an den Manchester-City-Spieler Rodrigo Hernàndez Cascante (Rodri). Eine Entscheidung, die Wellen schlug, denn viele, wie zum Beispiel das gesamte Real-Madrid-Team, boykottierten daraufhin die Preisverleihung. Der Grund: Sie empfanden, dass einer ihrer Starspieler Vinícius José Paixão de Oliveira Júnior (Vinícius Jr.), zu Unrecht nicht gewann. In den sozialen Medien entzündete sich eine weitere Debatte: Viele empfanden, dass das oftmals unsportliche Verhalten von Vinícius Jr. Grund genug sei, einem Sportler eine solche Auszeichnung zu verweigern. Jetzt stelle ich mir die Frage: Ist es richtig, Sportler aufgrund ihres Verhaltens zu bewerten? Wir alle erinnern uns wahrscheinlich an die Ski-Stars wie Bode Miller oder auch Marco Odermatt, die für ihre Partys nach dem Kitzbühel-Sieg kritisiert wurden. Aber – dürfen denn Sportler nicht auch mal einfach Mensch sein? Wo liegt die Grenze? Bis zu welchem Punkt haben Sportler so viel Vorbildfunktion, dass Fehlverhalten unakzeptabel ist? Und ab wann? Erst ab der Super League, dem Weltcup oder ab einer gewissen Anzahl Followern? Ich bin hin- und hergerissen. Denkt man an die vielen kleinen Fans, die sich den Sport anschauen und ihren Vorbildern nacheifern wollen, denke ich: Ja, die Vorbildfunktion ist wichtig. Denkt man aber an die Person selbst, möchte ich keinen Robotern ohne Emotionen beim Sport zusehen. Die Frage bleibt: Was erwarten wir von unseren Stars – menschliche Emotionen oder makellose Vorbilder?

elisa.oppermann@anzeigervonsaanen.ch

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