Historische und andere Kuriositäten in der Schweiz

  28.01.2020 Schweiz

Dorothee Kesselring aus Saanen hat auf ihren Wanderungen einige Grenz- und andere Kuriositäten zusammengetragen.

Einige Flurnamen: An der Station Schutzengel (ZG) halten Schnellzüge zwischen Luzern und Zürich nicht, wohl aber S-Bahnen.

Wenig ausserhalb von La Chaux-de-Fonds entsteht die Ronde, ein Bach, der durch Karstgebiet fliesst und daher auch immer wieder einmal verschwindet. An der tiefsten Stelle des Tälchens liegt der Cul des Prés (zu Deutsch «Wiesenarsch»), es ist ein Seelein, manchmal auch nur ein Sumpf.

Der Wasserfall Pissevache stürzt bei Miéville, an der Strasse von St-Maurice nach Martigny, in die Tiefe.

An der Strasse von Bümpliz nach Oberbottigen gibt es circa vier Häuser namens «Chäs u Brot». Dieser Name figuriert aber nur auf der Karte 1:25’000.

Die zwei Häuser südlich von Rüschegg-Graben nach der gedeckten Brücke heissen Rütiplotsch. Am Strässlein 1,5km nördlich von Rüschegg-Graben liegt Winterchrut. Dort suchte letzten Sommer eine Amerikanerin nach ihren Wurzeln. Täufer hatten da früher gelebt und mussten dann eben auswandern, sie wurden ja von Bern verfolgt … Auf dem Friedhof in Wahlern bei Schwarzenburg fand sie viele bekannte Namen.

Wandert man von Menzberg (LU) nach Wolhusen, so «beschliesst» da nahe des Hofes Ätzlischwand an einem sanften Grashang eine ausrangierte, rote Trübsee-Gondel von Engelberg (für ca. 50 Personen) ihr Leben.

Am Ende des steilen, steinigen Weges von Leysin nach Aigle hinunter stehen die paar Häuser von Ponty. Dort beginnt das schmale Fahrsträsslein Richtung Aigle. Auf einer Art Wendeplatz im Wald steht eine «boîte à livres», ein altes Nachtkästchen mit Büchern drin. Eine Tafel «Nouvelles de Ponty» ist angebracht und ein Wegweiser zeigt zu einem Haus: «Ponty plage» (weitab von jedem See … ).

Beim Château von St-Maurice überspannt eine alte Brücke die Rhone, seinerzeit war es die erste Brücke nach dem Genfersee. Dort überquert man den Fluss von der Strasse Bex–Laveyles-Bains (VD) ins Wallis hinüber. Unterhalb des Château steht ein Haus mit einem Schild: «Douanes valaisannes». Es wurde Anfang der 2000er-Jahre renoviert, stammt aber wohl von ca. 1815 oder sogar von noch früher.

Ein schöner, alter Saumweg, z.T. mit «Bsetzisteine» und mit aufrecht stehenden Natur-Randsteinen, wie sie auf alten Strassen der Kutschenzeit üblich waren, führt von Naters bei Brig nach Blatten hinauf. In eine senkrechte Felswand ist eine ca. 50 mal 30cm grosse, viereckige «Maultiertränke» (ist auch so angeschrieben) eingehauen. Zu ihr hin führt eine offene, hölzerne Leitung mit Wasser durch eine Art kleines Steintor.

Die weit gespannte Brücke von Leuk-Stadt über die Dalaschlucht nach Varen (oben im Tal liegt Leukerbad) wurde erst 1990 eingeweiht. Vorher benützte man die schmale Strasse, die fast bis ins Rhonetal hinunterführt, und hatte dann eine Steigung von knapp 150m hinauf nach Varen zu überwinden. Vor der engsten Stelle der Schlucht steht der sogenannte Dalaturm, er wurde um 1280 erbaut und hatte eine Zugbrücke, die es heute nicht mehr gibt. Er war das Stadttor für Leuk, bis er 1990 «nach 700 Jahren in Pension geschickt» wurde, wie eine Tafel berichtet.

An einem Haus mitten in Cavigliano (TI) – am Centovallibähnchen – sind drei Fresken angebracht, darüber weist eine gemalte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger nach rechts, wo, ebenfalls gemalt, «barbiere» steht.

Weithin sichtbar ist die weisse Kapelle Santa Anna oberhalb Verscio, dem Nachbarort von Cavigliano. Von einem vergitterten Kapellenfenster führt ein kleiner «Tunnel» schräg abwärts ins Innere der Kapelle, über dem Eingang des«Tunnels» steht «Offerte». So kann das gespendete Geld da hinabrollen und die Kasse nicht geknackt werden.

In Novaggio Posta, im Malcantone (TI), enden vier Postautolinien. Unweit davon steht an einer Hauswand an der Strasse, die ins alte Dorfzentrum führt: «Oltre mezzo trotto multa Fr. 2 a 5» (ausser Trott Busse Fr. 2 bis 5). In Ilanz (GR) hatte ich seinerzeit gelesen: «Im kurzen Trab, in Gassen im Schritt, oder Busse Fr. 2–5. Das Polizeiamt.» Heute möchte man verhindern, dass Raser das Innerortstempo 30km/h überschreiten, damals wollte man keine galoppierenden Reiter im Dorfzentrum haben …

Zwischen Laufen und Lucelle verläuft die Strasse mal in der Schweiz, mal in Frankreich. So ist sie in Neumühle bei der Abzweigung nach Ederswiler (JU) gerade französisch. Die Häuser von Neumühle gehören aber zur Schweiz. An dieser Abzweigung steht ein grosser, dunkler Stein: «Königlich preussisches Nivellement 1880» ist darauf zu lesen. Damals waren Neumühle und Ederswiler bernisch und das Elsass eben preussisch …

Ebenfalls eine Grenzkuriosität ist das Hôtel Franco-Suisse in La Cure (VD). Die Grenze verläuft längs mitten durch das Hotel. Das Restaurant kann sowohl von Frankreich wie von der Schweiz her betreten werden. Die Grenze geht durch den Speisesaal, den Flur und die Küche, die Treppen beginnen in Frankreich und enden in der Schweiz. Im schmalen Durchgang hinter der Schmalseite steht ein Grenzstein. Im Internet ist einiges über dieses Kuriosum zu lesen. Ausserdem isst man gut im Restaurant.

DOROTHEE KESSELRING


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote