† Erna Jungen

  29.06.2018 Familie

Am 28. April 1927 durfte Erna das Licht der Welt auf dem Neueret ob Gstaad erblicken. Dort wuchs sie mit einer Schwester und fünf Brüdern auf. Die Familie durchlebte harte Jahre, da der Vater im Aktivdienst war und die Kinder der Mutter halfen, den Bauernbetrieb weiterzuführen. Schneereiche Winter waren eine Herausforderung auf dem langen Schulweg, gab es doch damals noch keine Schneeräumung und die Kinder wurden nicht mit dem Auto zur Schule gebracht. Umso mehr waren die Kinder aufeinander angewiesen und dies schweisste sie auch zusammen.

Erna wollte Köchin werden. Sie war aber angeblich «zu gering» für diesen Beruf. Nach einem Jahr im Marie-José und einem weiteren im Welschland arbeitete sie in Kandersteg, Hasliberg und Meiringen im Verkauf. Als die Englisch sprechenden Gäste vermehrt ins Berner Oberland kamen, musste Erna natürlich auch noch Englisch lernen, damit sie diesen Gästen auch etwas verkaufen konnte. Von dieser Zeit erzählte Erna noch bis zum Schluss. Manchmal sogar noch etwas in Englisch oder Französisch.

Gerne ging sie mit ihren Brüdern auf Bergtouren. Einmal sogar so lange, dass die Eltern zu Hause um ihre Kinder bangten. Dabei haben sie ja nur die schöne Abendstimmung auf dem Rüeblihorn genossen.

Mit Bruder Jakob und Mutter Marie lebte Erna ab 1964 in der Gruben. Im «Ciolina» Gstaad arbeitete Erna während einiger Jahre, bis ihr die gehobenere Gesellschaft etwas «verleidete». Immer diese Sonderwünsche! Erna wechselte nun die Branche und die Landwirtschaftliche Genossenschaft in Gstaad wurde ihr neuer Arbeitgeber. Dort verkaufte sie nicht mehr schöne Mäntel und Hosen, aber auch kein Heu und Stroh. Ihre Arbeit war im Büro – ganz hinten. Sie liebte die Arbeit und die Mitarbeiter dort. Sie wusste immer wieder ein Geschichtlein von Kari, Chrigel und anderen aus dieser Zeit zu erzählen.

Erna reiste gerne. Sie flog oder fuhr nach Israel, Griechenland oder Frankreich und brachte kleine Souvenirs und auch wunderschöne Fotos mit nach Hause. Schon früh besass Erna einen VW Chäfer, mit dem sie viele Orte erkundete. Und wenn der Chäfer einmal schlapp machte oder nach Öl rief, war Bruder Christian immer sofort zur Stelle und machte Schwester Ernas Auto wieder flott. Mit ihren Nichten erkundete sie auch die «weite Welt», was ihr natürlich auch Spass machte. Die Sonntagschule im Grund war sehr wichtig für sie und sie unterrichtete die Kinder mit viel Liebe und Freude.

Nach der Pensionierung lebte Erna mit Kobi in der Gruben und die beiden halfen einander, wo sie konnten, und waren immer zufrieden. Für uns einfach Vorbilder! Erna unternahm viel mit Kobi und sie besuchten viele schöne Orte in der Schweiz mit Ernas Auto. Es war bewundernswert, wie die beiden ihr Leben lebten. Der Verlust von Kobi im Jahr 2013 war schwer für Erna. Sie meisterte die Situation jedoch gut. Da das Leben alleine doch schwieriger wurde, wollte Erna ins Altersheim eintreten. So konnte Erna im September 2014 ins Altersheim Pfyffenegg einziehen, wo sie sich auch sehr gut einlebte. In der Pfyffenegg wurde sie sehr liebevoll und fürsorglich begleitet und betreut. Sie erkundete die ganze Umgebung und einmal unternahm sie sogar eine Wanderung durch den neuen Umfahrungstunnel, bis jemand sie schliesslich zurückbrachte. Drei Tage später erzählte sie mir die Geschichte und sagte ganz verschmitzt: «Hani ächt da e Blödsinn gmacht?»

Erna war eine liebenswürdige und zufriedene Person. Erna, wir sind dankbar für die Zeit, die wir mit dir verbringen durften. Du wirst uns in Gedanken weiterhin begleiten. Du sagtest uns immer: «Bhüeti Gott». Wir sagen jetzt auch: «Bhüeti Gott, liebi Erna.»

DIE TRAUERFAMILIE


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