Werner Schatz wird pensioniert
15.02.2008 Schule
Werner Schatz (62) ist seit 1981 Lehrer für Französisch, Deutsch und Englisch an der Wirtschaftsschule Saanenland Obersimmental. Seit 1984 übt er zusätzlich das Amt des Schulleiters aus.
Wenn Schatz mit dem Ende des Schuljahrs 2007/2008 in Pension tritt, möchte er sich bei der Bevölkerung im Saanenland für das Vertrauen bedanken, das sie ihm in den letzten 27 Jahren entgegengebracht hat. Unsere Kollegin Nicole Maron hat Werner Schatz interviewt:
«Ich verdanke dem Saanenland fast alles»
Herr Schatz, was waren die grössten Veränderungen, die Sie in den letzten 27 Jahren an der Wirtschaftsschule Saanenland Obersimmental miterlebt haben?
Es gab unzählige Veränderungen. Eine der grössten war sicher, dass wir 1990 ein eigenes Schulhaus bekommen haben. Davor durften wir die Räumlichkeiten der Sekundarschule benutzen. Wir haben jeweils in denjenigen Räumen unterrichtet, die gerade leer standen, und hatten keine festen Klassenzimmer und kein Lehrerzimmer – wir waren ständig auf Wanderschaft. Deshalb war der 12. August 1990, an dem wir ins eigene Schulhaus im Ebnit gezogen sind, ein grosser Tag in der Geschichte unserer Schule.
Eine andere grosse Veränderung war die Fusion mit der Wirtschaftsschule Thun im August 1997. Gemäss eines Beschlusses des Kantons wurden verschiedene kleine Schulen geschlossen oder mit grösseren zusammengelegt, um Geld zu sparen. Wir haben lange und hart dafür gekämpft, dass die Wirtschaftsschule Saa nenland Obersimmental als Filiale der Wirtschaftsschule Thun erhalten bleiben kann.
Mit welchen Argumenten haben Sie dies erreicht?
Mit der räumlichen Distanz und den zunehmenden Schülerzahlen, aber in erster Linie mit der guten Leistung, die unsere Schule in den vergangenen Jahren erreicht hat. In den letzten 27 Jahren haben in 20 Jahrgängen alle Schüler die Abschlussprüfungen bestanden. Ausserdem haben unsere Absolventen nicht selten zu den Besten im Berner Oberland gehört. Dies verdanken wir dem Idealismus und dem überdurchschnittlichen Engagement unserer Lehrer und der grossen Unterstützung der rund 60 Lehrmeister, die mit uns zusammenarbeiten. Ohne sie wäre es nie möglich gewesen, unsere Schule zu retten.
Wie geht es weiter, wenn Sie als Schulleiter zurücktreten? Ist schon ein Nachfolger bestimmt?
Ja, mein Nachfolger steht fest. Es ist Marc Matti, der seit neun Jahren an unserer Schule Wirtschaft und Recht unterrichtet. Er kennt den Betrieb, die Mitarbeiter und auch die Bevölkerung. Ich halte ihn für einen sehr engagierten und kompetenten Mitarbeiter, weshalb ich diese Wahl sehr begrüsse. Ich werde mich aber nicht langsam und leise zurückziehen, sondern mich bis zum letzten Tag voll und ganz für die Schule einsetzen. Mein Nachfolger soll einen sauberen Laden übernehmen können. Marc Matti und ich stecken bereits mitten in der Planung fürs nächste Schuljahr und erstellen die Stundenpläne. Aber bei den Gesprächen zwischen ihm und der Thuner Wirtschaftsschule bin ich bereits nicht mehr dabei.
Heisst das, Sie werden sich ab August 2008 von einem Tag auf den andern vollkommen aus dem Schulbetrieb zurückziehen?
Nein, ich habe vor, als Fachreferent zu bleiben und die Abschlussklasse auf ihre Prüfung in Französisch vorzubereiten. Das wäre nur noch ein Pensum von 30 bis 40 Prozent, aber ich würde das sehr gerne machen. So könnte ich mir nochmehr Zeit für den Unterricht und für die jungen Leute nehmen. Daneben möchte ich wieder stärker in der Erwachsenenbildung tätig werden. Ich war schliesslich vor 25 Jahren Gründungsmitglied der «Weiterbildung Saanenland». Das Jahr Ihres Abschieds fällt mit dem 100-Jahre-Jubiläum der Schule zusammen.
Ist dies Anlass für ein Fest?
Natürlich! Die «Kaufmännische Berufsschule Saanenland», wie sie bei der Gründung hiess, wurde 1908 gegründet. Am 28. Juni veranstalten wir im Landhaus Saanen ein grosses Fest, an dem nicht nur die diesjährigen Diplomanden mit ihren Eltern und Lehrmeistern, sondern auch ehemalige und jetzige Lehrer sowie diverse geladene Gäste teilnehmen werden. Als Festredner haben wir den Regierungsrat und Finanzdirektor des Kantons Bern, Urs Gasche, engagiert, und weitere Politiker wie der Nationalrat Erich von Siebenthal und die Berner Grossrätin und Saaner Gemeindepräsidentin Bethli Küng haben unsere Einladung zum Fest erfreulicherweise angenommen. Für diesen Anlass stellen wir auch eine Broschüre über die 100-jährige Geschichte unserer Schule zusammen. Es soll nicht nur die historische Entwicklung
aufgezeigt werden, sondern auch Platz bleiben für Anekdoten, Arbeiten von Schülern und so weiter.
Was geht Ihnen angesichts Ihres Rücktritts als Schulleiter durch den Kopf, wenn Sie an die vergangenen 27 Jahre denken?
Sehr viel Positives! Ich bin ja damals 1981 von Algerien, wo ich viereinhalb Jahre lang eine Schweizer Schule aufgebaut und geleitet habe, direkt nach Gstaad gekommen. Vom Meer in die Berge, von Afrika in die Schweiz – das war ein ziemlich heftiger Wechsel. Ich bin als vollkommen Fremder hierher gekommen, aber ich wurde von der Bevölkerung, von den Arbeitskollegen und auch von den Schülern sehr offen empfangen. Das Saanenland hat eine ganz tolle Jugend. Man merkt, die wollen wirklich etwas lernen und schätzen es auch, wenn man sehr hohe Ansprüche stellt. Ich habe es nie bereut, dass ich ins Saanenland gekommen bin, und ich möchte mich bei der Bevölkerung ganz herzlich für das Vertrauen bedanken, das sie mir von Anfang an geschenkt hat. Ich verdanke dem Saanenland fast alles. Meine Zeit hier war wunderschön – sowohl ein menschlicher als auch ein beruflicher Höhenflug. Es ist sehr spannend, auf 100 Jahre Geschichte zurückzublicken. Ich durfte die Schule 27 Jahre lang mitgestalten, aber jetzt geht meine Zeit hier langsam zu Ende. Ich möchte der Schule, meinem Nachfolger und der gesamten Lehrerschaft für das nächste Jahrhundert viel Erfolg wünschen. Ich hoffe und glaube, dass unsere Wirtschaftsschule noch sehr lange bestehen wird!